KREATIV KORNER

Stephan Kochs

Mut zur Kreativität – Von Aachen nach Lahore und zurück

Talk mit Patricia Yasmine Graf über kreativ-kulturellen Austausch, nachhaltiges Design, Stadtentwicklung und warum es sich lohnt, den eigenen Weg konsequent zu gehen.

20.03.2025 86 min

Zusammenfassung & Show Notes

Ich spreche mit Patricia Yasmine Graf, Produktdesignerin und Gründerin des Labels  PYG, nicht nur über Authentizität, Herausforderungen der Selbstständigkeit, sondern auch über ihre vielfältigen kreativen Arbeiten und Stationen in ihrem Leben.  

Sie ist unter anderem Mitbegründerin der Designmetropole Aachen, hat an Projekten wie dem Hotel Total und dem Café Total mitgewirkt, war Creative Driver der Oberbürgermeisterin und ist jüngst von ihrer Artist Residency in Lahore, Pakistan, zurück in Aachen. 

Ich spreche mit Patricia Yasmine Graf, Produktdesignerin und Gründerin des Labels PYG, nicht nur über Authentizität und Herausforderungen der Selbstständigkeit, sondern auch über ihre vielfältigen kreativen Arbeiten und Stationen in ihrem Leben.

Sie ist unter anderem Mitbegründerin der Designmetropole Aachen, hat an Projekten wie dem Hotel Total und dem Café Total mitgewirkt, war Creative Driver der Oberbürgermeisterin und ist jüngst von ihrer Artist Residency in Lahore, Pakistan, zurück in Aachen.


Wir reden über das Streben nach Authentizität, das kreative Schaffen und die Herausforderungen in einer sich ständig verändernden Welt. Patricia spricht dabei auch über ihre anfänglichen Ängste und erinnert sich an den Moment, als sie den mutigen Schritt wagte, ihre Nebenjobs aufzugeben, um sich voll und ganz auf ihre kreative Selbstständigkeit zu konzentrieren. Und das mit durchschlagendem Erfolg. Wir diskutieren über die Herausforderungen des kreativen Alltags und die Balance zwischen persönlichen Projekten und den Erwartungen von außen. Etwas, was viele kreative Menschen gut kennen.


Ein weiterer spannender Teil ist ihr Aufenthalt in Pakistan und die dortige Artist Residency. Sie beschreibt ihre Erfahrungen mit der Landeskultur und den Menschen, die emotionalen Einblicke, die sie während ihrer Zeit dort gewann, und die grundlegenden Unterschiede. Patricia hebt die Bedeutung des kulturellen Austausches hervor, der in ihren Projekten deutlich wird, besonders als sie mit Studierenden am National College of Art in Lahore und lokalen Produzent:innen zusammenarbeitete.

Für Patricia ist die Konzentration auf das Positive das Allerwichtigste. Sie spricht auch über die Bedeutung von Netzwerken und den Austausch mit anderen Kreativen, die sie inspirieren und unterstützen.

Ein toller Talk mit vielen spannenden Einblicken, inspirierenden Erfahrungen und interessanten Geschichten!

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Hallo Hörer:in
Hi, ich bin Stephan und der Host dieses Podcasts. Ich arbeite seit mehr als 30 Jahren in der Kreativbranche und bin Managing Creative Director bei REBELKO – Agentur für strategische Kommunikation.

Mehr dazu, was mich beschäftigt und was ich den ganzen Tag mache, findet ihr hier auf der Webseite und natürlich auf meinem LinkedIn-Profil. Wer mag, gerne mit mir da auch vernetzen. Denn kreativer Austausch ist alles! 🤩


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Transkript

Patricia
00:00:00
Ich hatte immer natürlich Angst, diese Nebenjobs ganz aufzuhören. Mein Business, mein Label schon anfing zu laufen und ich auch auf Messen war und Bestellungen hatte. Und irgendwie gemerkt habe, eigentlich habe ich zu wenig Zeit für mein PYG Label und gleichzeitig muss ich ja irgendwie aber auch was arbeiten, weil sonst kommt ja nichts rein. Und dann irgendwie doch endlich irgendwann den Mut zu haben, zu sagen, okay, ich muss diese Nebenjob-Geschichte ganz aufhören, um dann 200 Prozent in mein Label stecken zu können. Und auf einmal ist es auch zu 200% gelaufen.
Music
00:00:32
Stephan
00:00:38
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge des Kreativ Kurativ Podcasts. Heute habe ich mir Patricia Yasmine Graf in den Kreativ-Corner eingeladen. Sie ist nicht nur Produktdesignerin mit eigenem Label, sondern hat auch eine ganze Menge kreative Dinge in ihrem Leben gemacht. Um nur einige zu nennen, war sie Mitbegründerin der Designmetropole Aachen, hat mit ihrem Team das Hotel Total und das Kaffee Total in Aachen konzipiert und auch geleitet, war Creative Driver der Bürgermeisterin, ist Dozentin und hat jüngst eine Artist Residence in Lahore, Pakistan. Umso mehr freut es mich, dass Patricia heute zu Gast ist. Hi Patricia.
Patricia
00:01:11
Hallo Stephan. Hi. Ich freue mich sehr, dass du mich eingeladen hast.
Stephan
00:01:16
Das freut mich auch mega, dass du Zeit hattest. Du warst, glaube ich, einer derjenigen, die am schnellsten irgendwie sich einen Termin geklickt hatte in der Woche. Das fand ich super.
Patricia
00:01:25
Du hast irgendwie die Mail geschickt, da war ich gerade aus Pakistan zurück und hatte in der Woche halt noch nicht so richtig viele Termine im Kalender und dachte, ach, das ist doch nice.
Stephan
00:01:35
So kommt es manchmal zusammen, weil normalerweise, ich weiß nicht, wie es bei dir ist, aber alle haben bisher gesagt, das ist jetzt so vor Ende des Jahres. Es eher wieder stressiger wird. Ist das bei dir auch so?
Patricia
00:01:46
Also ich habe mir bewusst dieses Mal für den Monat nach Pakistan noch alles irgendwie freigehalten und eigentlich gedacht, ich nehme jetzt nicht schon vor Pakistan Aufträge oder andere Dinge für danach an, weil ich weiß, immer wenn ich eine solche Phase hatte, die dann emotional für mich ja auch sehr intensiv sein kann, dass ich eigentlich ja immer wieder mich neu selbst justieren und erfinden muss und deswegen eigentlich immer erstmal wieder so eine Eingewöhnungsphase brauche. Ja, aber deine Mail kam rein und solche Entscheidungen treffe ich ja meistens irgendwie aus dem Herzen und dachte ich so, ach ja, das klingt doch nett, das ist doch eine nette Dezember-Beschäftigung.
Stephan
00:02:24
Das habe ich mir auch gedacht, deswegen habe ich mir das auch im Dezember gelegt. Und dann kam die ganzen Terminanfragen und dann war ja so, ja, aber ich ziehe es jetzt trotzdem durch. Tatsächlich läuft gerade noch, da bin ich jetzt nicht dran beteiligt, ein Pitch. Und das hatten wir noch nie. Das werden ja Woche vor Weihnachten, also so kurz vor Weihnachten noch ein Pitch warten irgendwie. Aber sowas kann man sich natürlich versuchen zu legen und vorzunehmen, es nicht zu tun. Aber wenn die Anfrage reinkommt, macht man es dann doch. Hast du das auch?
Patricia
00:02:52
Ja, ja, klar. Also ich meine, das ist einfach in der Kreativbranche ja auch oft so, dass Dinge spontan entstehen, Anfragen kommen. Und du eigentlich oft auch spontan reagieren musst. Also man kann sich natürlich entscheiden, das nicht zu tun. Aber ich merke immer, ich versuche in meinem eigenen Flow zu sein und dann entweder es passt in den Flow rein, dann entscheide ich mich dafür oder ich merke, das ist gerade gar nicht mein Ding, dann muss man es auch absagen. Aber dafür habe ich glaube ich mittlerweile einen ganz guten Draht, was jetzt gerade angesagt ist und was nicht.
Stephan
00:03:24
Aber jetzt zum Beispiel vor Pakistan, da kommen wir ja später nochmal zu, hast du dir tatsächlich davor auch bewusst Tage und so gelegt, wo du gesagt hast, ich brauche jetzt Zeit für Vorbereitung, ich muss mich da auch... Stimmungstechnisch darauf vorbereiten, das ist ja auch eine ganz andere Erfahrung, dass man eher mal so ein bisschen raus ist aus dem normalen Alltag.
Patricia
00:03:43
Ja, ja, auf jeden Fall. Also ich hatte die Woche, bevor ich losgefahren, mir Zeit genommen, um zu Hause halt in Ruhe alles zu packen und so weiter. Ich meine, du musst ja eh schon weit vorher das vorbereiten, um das Visa pünktlich zu bekommen, Anträge zu stellen und trotzdem, du brauchst halt irgendwie schon ein bisschen mehr Vorbereitung auch noch mit Reiseapotheke und solchen Sachen, weil es ist halt schon auch so, wo das eine medizinische Versorgung da anders ist, als wir das hier gewohnt sind. Also man bereitet sich einfach nochmal ein bisschen intensiver vor.
Stephan
00:04:13
Aber auch so, dass du sagst, ich nehme jetzt nicht unbedingt noch irgendeinen Auftrag oder einen Job für irgendwas an oder wenn irgendjemand möchte, dass ich auf einer Konferenz spreche oder so, dann sage ich halt.
Patricia
00:04:22
Also das nicht spontan, es sei denn, ich weiß, okay, drei Tage vor Pakistan ist das noch und steht schon seit vier Monaten im Kalender, dann mache ich das natürlich. Also wenn ich da jetzt für einen Speech gebucht bin oder so, dann habe ich das ja aber auch vorher schon eingeplant. Dann weiß ich, okay, ich bereite schon vorher vor, dann ist der Time Slot dafür und dann war das das letzte To-Do, bevor es losgeht.
Stephan
00:04:45
Da fällt mir gerade ein, ich soll dich noch von jemandem grüßen, Stephan Schleifer aus Augsburg.
Patricia
00:04:50
Ach Quatsch, richtig.
Stephan
00:04:52
Ja, mit ihm hatte ich nämlich auch, ich glaube, den zweiten Talk. Und er meinte, ja, ja, Patricia kennst du ja auch, die war bei uns bei Stadt nach Acht oder was war das, glaube ich, irgendwie sowas auf dem Kreativgelände da,
Patricia
00:05:04
Ne? Genau.
Stephan
00:05:06
Ich so, ja krass, Patricia wollte ich sowieso noch anfragen, hatte ich nur noch nicht keine Zeit für gefunden.
Patricia
00:05:11
Ja, manchmal ist es so, dass dieses Kreativfeld doch sehr vernetzt und relativ klein ist und das ist aber auch das Schöne, ich glaube ja daran, dass es irgendwie so ja, schon glaube ich Paralleluniversen gibt, aber dass es eben auch so ein vernetztes Mindset gibt. Also mit Menschen, mit denen du auf einer Wellenlänge bist, gibt es halt irgendwie auch immer so Connection. Oder ich kenne halt viele, die dann jemanden kennen, sagen, was? Und das ist halt irgendwie so ein Netzwerk, was einfach da ist.
Stephan
00:05:37
Das machst du aber häufiger, ne? Tatsächlich, ich gehe ja dann immer so durch, was Leute noch bei LinkedIn haben, um auch so ein bisschen die Bio...
Patricia
00:05:45
Ich muss ja zugeben, ich bin bei LinkedIn, also ich hätte noch viel mehr da posten können und bin da manchmal, ich weiß auch nicht, nicht aktiv genug, wie man vielleicht für dieses Business sein müsste. Aber auf der anderen Seite hat auch das ja mit meinem Flow zu tun. Manchmal, wenn ich im Flow bin, dann kümmere ich mich darum und manchmal bin ich irgendwie zu sehr beschäftigt in meinem echten Leben, um online genügend präsent zu sein. Ich weiß es nicht, aber ja.
Stephan
00:06:12
Bei mir rennst du damit gerade offene Flure sozusagen schon fast ein. Ich versuche ja tatsächlich seit einem Jahr, mich nur wohldosiert online zu beschäftigen und eher komplett aus vielen Dingen rauszuhalten und mein Habitus auch zu ändern.
Patricia
00:06:26
Also es ist schon so, dass sowas ja auch sehr, sehr schnell einen irgendwie... Einsaugt und sehr viel Energie nimmt. Es ist auch sehr inspirierend, aber man muss es, glaube ich, wirklich dosieren. Und sonst merkst du einfach, okay, du musst ja irgendwie deinen eigenen kreativen Fokus behalten. Und online passiert so viel, dass es mir manchmal dann tatsächlich zu viel ist.
Stephan
00:06:48
Das kann ich durchaus vollkommen nachvollziehen. Nee, was mich nur so ein bisschen überrascht hat, weil ich weiß, dass du halt, wenn ich, da wir uns ja auch öfter auf der Straße treffen oder auf Veranstaltungen, beziehungsweise ich ja auch mal Sachen von dir online sehe, weiß ich ja, dass du viel auf solchen Stadtentwicklungs- und kreativ-wirtschaftlichen Sachen sprichst, auf Podiumsdiskussionen bist, was du gerade meintest. Auch diese Stadt-Nach-Acht-Sache, dann da in Augsburg. Und du hast das, du bist einer der wenigen Menschen, die ich kenne, die das so detailliert, gar nicht auf ihrer, wieder alle anderen, nicht alle anderen, aber viele anderen gehen hin und wirklich alles einzeln, und da habe ich das gemacht und das, dann sind so 48 Einträge irgendwie und ich denke mir immer so, Okay.
Patricia
00:07:31
Es wäre halt vielleicht professioneller. Du piekst da jetzt bei mir so ein Ding an, wo ich immer denke, oh nein, ich müsste eigentlich noch viel mehr da irgendwie zeigen und online sein. Aber wie gesagt, ich habe auch gemerkt, es ist wirklich sowas, das hat was mit meinem Mindset zu tun. Und wenn ich relaxed bin, dann bin ich in diesem Flow und dann passieren diese Dinge nach so einer Art, ja, keine Ahnung, göttlichem Zeitplan, verstehst du? Dann fügen sie diese Sachen so. Und darauf vertraue ich eigentlich auch, dass das Richtige zur richtigen Zeit kommt und ich immer merke, ja manchmal, wenn mir das halt einfach zu viel ist, die ganze Zeit dieses, sich da darzustellen und in den richtigen Worten und manchmal bin ich dann, ich weiß nicht, dann merke ich so, oh man, ich habe da einen mega coolen Vortrag gehalten, aber ich habe da nicht, also dann gab es vielleicht eine 24-Stunden-Story auf Instagram, weil ich das dann live da kurz hochgeladen habe. Aber auf dem Business-Netzwerk LinkedIn, wo es halt eigentlich total viel Sinn macht, habe ich das immer noch nicht hochgeladen oder so. Aber gut, ja, so ist das halt.
Stephan
00:08:36
Ist ja auch Teil ein bisschen der Motivation des Podcasts. Es ist ja tatsächlich auch gewesen, dass ich das von vielen höre, dass sie sagen, ich weiß nicht, wie ich mich auf LinkedIn zum Beispiel darstellen soll. So ist das eigentlich zu viel. Ich bin eine kreative Person. Was? Das ist Self-Marketing. Das ist ja nicht mein Ding. so halt. Aber man kriegt halt permanent, musst du machen, musst du machen.
Patricia
00:08:58
Ja, ja, genau. Und dann muss man auch für sich ein bisschen filtern, wer sagt jetzt eigentlich überhaupt, muss ich machen und warum muss ich irgendwas machen? Und eigentlich hat meine Mama schon immer gesagt, mir und meiner Schwester und dafür sind wir auch beide unseren Eltern super dankbar, Die haben uns immer unterstützt in dem, was wir tun wollten. Das ist ja auch nicht üblich, dass Eltern Menschen, die kreativ arbeiten, schon von Anfang an auch dazu pushen und das auch tun lassen. Die Mama hat immer gesagt, wenn ihr eurer Freude folgt, dann wird das gut werden. Und dann ist es das Beste, was ihr tun könnt. Und dann seid ihr in der richtigen Energie, um die Dinge halt erfolgreich zu machen. Und das ist halt eigentlich das Schönste, was die uns mit auf den Weg geben konnten. Genau, und deswegen merke ich halt so, wenn ich auf Instagram bin, Ich mache ja viel Videos dann von der Situation oder wo man reinkommt oder wo ich halt, ich bin ja viel unterwegs auf Reisen und versuche auch viel von der Stadt oder dem Land wie jetzt wie Pakistan dann halt zu vermitteln. Vor allem, weil ich halt merke, dass die westlichen Medien ja ganz, ganz andere Bilder von Pakistan vermitteln oder halt auch gerne eher Angst schüren und ich einfach da nur wundervolle Erfahrungen gemacht habe und wundervolle Menschen kennengelernt und irgendwie das Gefühl habe und dieses Bedürfnis, da auch meine Erfahrungen zu zeigen und das so wieder zu spiegeln. Und eigentlich ja vielmehr dann auch das aus meiner Perspektive Filme, was ich da sehe in diesen kleinen Storys. Ich bin ja auch kein Kameramann oder Filmer. Es ist ja wirklich einfach nur mit dem Handy. Also meine Perspektive widerspiegeln. Und das macht mir total viel Freude. Und das ist aber, ich glaube, halt ein emotionalerer Weg. Und natürlich ist das irgendwo auch PR, weil ich natürlich parallel dazu erzähle, wo ich bin, was ich mache, was jetzt diese Street-Art-Kampagne und was passiert in Lahore. Aber eigentlich, glaube ich, ist mir total wichtig, dass es so authentisch wie möglich passiert. Ich bin ja auch immer sehr emotional und zeige das halt auch. Ich versuche, glaube ich, eigentlich selten Hehl aus meinen Emotionen zu machen, was dann eben auch beinhaltet, dass ich manchmal anfangen muss zu heulen, wenn das halt so ist, egal in welcher Situation, aber damit kann ich mittlerweile halt auch umgehen. Und oft war das auch ein Katalysator in Situationen. Weil die anderen Menschen sich dann auch darauf besinnen, dass wir eigentlich alle Menschen sind und dass es ja eigentlich darum geht, einen guten Kompromiss in Situationen zu finden und vor allem auch immer, finde ich, um Wertschätzung.
Stephan
00:11:25
Ja, das finde ich einen wichtigen Punkt, den du da ansprichst. Die Authentizität, das ist immer ein komisches Wort, dass ja gerade in sozialen Medien ist es ja das Schlagwort schlechthin, du musst authentischen Content machen Und dann wird halt vielfach in allen Ratschlägen, ist dann halt so, ja, ja, das kannst du planen. Ja, kann man, ein Stück weit, aber tatsächlich ist es nicht der Moment, den ich wiedergebe, sondern es ist der kalkulierte Moment. Da fängt es schon an, wie authentisch ist der kalkulierte Moment und die kalkulierte Emotion.
Patricia
00:11:58
Das hat eine andere Energie, das spürt man, finde ich. Wenn du sowas siehst, dann siehst du, ist das echt oder ist das jetzt nochmal nachgestellt. Auch wenn die Emotionen davor vielleicht wirklich genau diese in echt waren, gibt es trotzdem Momente, wo man sieht, okay, man hat das jetzt trotzdem nochmal versucht wiederzugeben oder so. Also ich meine, ich habe auch zum Beispiel hatte dann Totally Traveled, das ist die pakistanische Reiseagentur, mit der wir zusammen kooperiert haben, weil der Fun Fact natürlich ist, wir haben eine Kreativagentur, die heißt Hotel Total und die heißen Totally Travels. Wir nutzen dieselben Hashtags wie Total Love. Und dadurch haben wir dann die Idee gehabt, dass wir gemeinsam nach Fairy Meadows, was ja im Norden von Pakistan ist, mit Blick auf den Langar Parbat, ganz weit oben hoch gelegen in den Bergen. Wundervoller Ort. Also es hat mich so sehr berührt. Aber wir sind mit denen dahin und die haben dann gesagt, ja, wir brauchen für unser Instagram von dir so ein Video. wo du deine Tasche packst und dass wir dann zusammen da hinfahren und so. Ich so, ach du Schreck, weil sowas eigentlich, also ich hab nicht so ein Kameradings mit Ring und weiß ich nicht, wie man sich dann so selber auflässt und hab dann, ich weiß es nicht, ich glaub 24 Mal diesen selben Slot gedreht, weil ich mich auch irgendwie, Authentizität immer wieder irgendwann bei irgendwas verhaspelt hab und dachte, das kann doch nicht wahr sein und am Ende doch mein allererstes genommen, weil wenn ich mir die dann angeschaut hab, war das eigentlich am authentischsten und da habe ich zwar vielleicht zwei, drei Versprecher drin, aber so, was, das war so ein Learning, ich dachte, okay, ne, und dann haben die dann noch ein sehr lustiges, ja, pakistanischen Videoschnitt draus gemacht, die Pakistaner sind ja. Wir nutzen gerne sehr viele Übergänge und Verläufe und noch ein bisschen Glitzer und so. Da muss ich mich erstmal dran gewöhnen.
Stephan
00:13:51
Genau, daraufhin habe ich nämlich ein paar Sachen von dir, also nachdem ich die von dir gesehen habe, haben wir noch ein paar Sachen andere angeguckt und ich so, das ist viel.
Patricia
00:14:01
Das ist ein komplett anderes Verständnis von Farben, Formen, Proportionen und ich habe das jetzt natürlich viel mehr kennengelernt und auch lieben gelernt an manchen Stellen, aber ich würde es natürlich mit meinem westlichen Auge dann wieder nochmal anders interpretieren, wenn ich jetzt mit solchen Formen und Farben arbeite oder so. Aber ja, das ist einfach eine komplett andere Kultur. Die haben da auch ein ganz anderes Auge für und dann ist das natürlich auch eine andere Zielgruppe, weil die springen jetzt vielleicht nicht auf so ein nüchternes Designvideo, wie wir jetzt dann irgendwie den Schnitt oder so machen würden oder das Design. Das ist einfach wirklich total verschieden.
Stephan
00:14:42
Bevor wir jetzt allzu sehr ins Thema einsteigen, weil das ist ja schon wirklich ein sehr interessantes Feld, gerade was so Kreativität und Sichtweisen halt auch angeht und wie sich das gegenseitig beeinflusst, finde ich auch immer sehr faszinierend, auch was Sprache angeht und so in dem Ding. Würde ich dir trotzdem ein bis drei Spontanfragen stellen.
Patricia
00:15:04
Hau raus.
Stephan
00:15:05
Fragen, damit die Leute nicht, vielleicht die Zuhörerinnen noch ein bisschen Besser kennenlernen, nee, erst mal einen Einstieg finden, sozusagen. Wir hatten es ein bisschen im Vorgespräch, also dreht sich fast um dasselbe. Was war für dich so ein Aha-Moment in der ganzen Branche, wo du gesagt hast, okay, krass, das hätte ich mir jetzt nicht vorgestellt?
Patricia
00:15:30
Ein Aha-Moment. Was da jetzt gerade in meinen Kopf kommt, ist, dass ich direkt nach meinem Studium, also schon während meinem Studium und auch nach meinem Studium, halt verschiedene Nebenjobs hatte. Unter anderem in so Textilveredelungen, T-Shirts drucken, Steckmaschinen bedienen und solche Sachen. Und ich glaube, der Aha-Moment war, ich hatte immer natürlich Angst, diese Nebenjobs ganz aufzuhören, obwohl mein Business, mein Label schon anfing zu laufen und ich auch auf Messen war und Bestellungen hatte. Und irgendwie gemerkt habe, eigentlich habe ich zu wenig Zeit für mein PYG-Label und gleichzeitig muss ich ja irgendwie aber auch was arbeiten, weil sonst kommt ja nichts rein. Also dieser komische Mindfuck. Und dann irgendwie doch endlich irgendwann den Mut zu haben, zu sagen, okay, ich muss diese Nebenshop-Geschichte ganz aufhören, um dann 200 Prozent in mein Label stecken zu können. Und auf einmal ist es auch zu 200 Prozent gelaufen. Also es war so, und das konnte ich mir vorher halt nicht vorstellen. Ich hatte halt so viel Angst davor. Und ich glaube, das ist auch total normal, dass man eben irgendwie in dieses, was man selber aufgebaut hat, halt noch weniger glaubt, als in das, okay, aber ich brauche ja noch irgendeinen sicheren Job oder, ja, ich mache halt so viele verschiedene Dinge und immer wieder fragen mich manchmal Menschen, boah, das ist so cool, ich folge dir immer auf Instagram und deine Reisen sind so super und so, aber ab wann machst du denn eigentlich nochmal was Richtiges? Und dann denke ich so, okay, ja, also was soll ich dazu sagen? Und genau, also ein Aha-Moment war wirklich diese Erfahrung, wow, ich fokussiere mich mit meiner kompletten Energie in meinen Traum und er funktioniert und das trägt sich jetzt. Und seit 2006 lebe ich Vollzeit von meinen eigenen Designprojekten und Designverkäufen im Online-Shop, Messeauftritten, Vorträgen, Dozentenjobs. Also das ist natürlich dann je nachdem auch immer halt in Werkverträgen oder so. Also, aber es ist ein sehr, sehr breit gefächertes Portfolio, was auch oft nicht, also was jetzt nicht so ist, dass ich schon mit 20 gewusst hätte, wo ich jetzt stehen würde. Das hat so viele verschiedene Wendungen genommen, die ich aber alle auch sehr begrüße, aber das hätte ich mir halt gar nicht vorstellen können. Und das ist halt eben dieses Ding, wenn ich weiß, mein Herz sagt mir ja oder nein, das spürt man sehr, sehr deutlich, wenn man sich darauf fokussiert. Ich glaube, als Kreativer musst du deinem Herzen ja sehr nah sein, also man muss sich selber sehr nah sein, sonst kann man nicht, finde ich, gut kreative Lösungen auch finden. Man muss sich mit der Materie immer wieder tief auseinandersetzen und mit sich selber, zumindest meine Erfahrung. Und wenn man dann aber halt dieses, also das war immer der beste Kompass auf dieses Herz zu hören, auf dieses Ja oder Nein zu hören und eben diesen Weg einzuschlagen und eben wirklich immer wieder, komme was wolle, sich total neu zu erfinden Schöne.
Stephan
00:18:27
Antwort Also sehr breit Ne, wirklich, finde ich gut Voll super, weil du hast nämlich tatsächlich schon was beantwortet, was eigentlich meine nächste Frage gewesen wäre, nämlich was würde einem 20-Jährigen ich raten Du hast die Frage schon vorweggenommen, deswegen können wir direkt zur dritten Frage springen. Wie sieht denn deine erste Stunde im Arbeitsalltag? Also wenn du jetzt sagst, heute ist mein Arbeitsalltag und das, egal was.
Patricia
00:18:52
Oder eigentlich in meinem Tag, weil ich unterscheide nicht so sehr zwischen Arbeitsalltag und außerdem gibt es da auch irgendwie wenig Alltag, wenn man so will. Aber was mir wirklich auch, damit habe ich 2001 angefangen und das ist auch etwas, was meine Mama mir quasi indirekt mit auf den Weg gegeben hat. Und zwar war ich damals für ein sechsmonatiges Praktikum in einer Agentur in München unterwegs und das erste Mal, dass ich quasi von zu Hause ausgezogen bin. Und sie hat mir ein Buch geschenkt, das heißt Der Weg des Künstlers. Und das ist wunderschön. Es ist manchmal ein bisschen amerikanisch. Es ist geschrieben von Julia Cameron und sie zeigt in diesem Buch verschiedene Kreativitätsmethoden auf, wie du deiner Kreativität näher kommen kannst, halt Mutproben mit dir selber machst. Und eine Methode ist aber eben, dass du jeden Morgen als allererstes, was du tust, wachst auf und bevor du dein Handy aufmachst oder bevor du irgendwas machst, nimmst du dir ein Notizbuch und schreibst drei Seiten. Das nennt sich die Morgenseiten schreiben und es geht halt nicht darum, dass du irgendwie Tagebuch schreibst, die, oh, gestern war ich im Kino, es war voll schön, was weiß ich. Sondern alle deine Emotionen und deine ganzen Gedankensachen, Also weil, wenn du morgens aufwachst, bist du halt noch sehr eng connected so mit deinem Inneren, mit deiner Seele, kommst halt gerade aus dieser Traumwelt raus und dann schreibt das so raus und du musst halt mindestens drei, die nach vier Seiten schreiben, das ist, was sie halt in dem Buch vorschlägt und manchmal schreibt man auch das Gleiche, aber es geht ihr darum, dass du halt alles, schon das ganze Gedankenkarussell, was sonst den ganzen Tag anfangen könnte zu denken, schon mal da rauskommt. Und danach hast du so ein viel klareres Gefühl. Ich habe schon so oft da auch... Dass dann in diesem Schreiben so Sachen auf einmal rauskommen, irgendwelche Wünsche oder Ideen, wo du denkst, ach ja, echt? Würde ich das gern? Das ist ja verrückt. Ich glaube auch in meinen Morgenseiten habe ich immer geschrieben, boah, vielleicht gibt es auch einen Artist in Residence in Pakistan, das wäre ja verrückt. Ja, weil ich hatte immer schon den Traum, Artist-in-Residence-Programm zu machen, aber irgendwie habe ich halt an Europa gedacht, irgendwie so Frankreich oder Italien oder so, Toskana, keine Ahnung. Und dann auf einmal kam dieses, das wäre ja verrückt, weil das ist einfach so eine andere Kultur. Und das ist da auch so aufgetaucht und ich merke, dass mir das extrem hilft, mit mir Klarheit zu schaffen, den Tag zu fokussieren. Da steht oft auch drin, so, ich muss jetzt gleich noch dies und das machen, aber ich darf heute nicht vergessen das und das. Aber auch so, ich bin noch super müde, irgendwie meine Augen wollen gar nicht auf. Ich würde eigentlich gerne noch ein bisschen schlafen, aber ich habe ja so. Ja, und das ist auch bei mir meistens so schnell geschrieben, dass selbst ich das nicht mehr lesen kann. Aber Tage, an denen ich, sind sehr wenige, aber manchmal ist halt irgendein Tag, wo ich das nicht machen kann, weil, was weiß ich, ich merke das, ich vermisse das und ich schreibe dann manchmal abends noch und dann kommen plötzlich zehn Seiten raus. Und das ist einfach was, das kann ich jedem empfehlen, egal in welchem Beruf der ist, für sein eigenes Leben. Diese ersten, ja, ich brauche mittlerweile so um die 20 Minuten, aber so 20, 30 Minuten, die du dir für dich nimmst und einfach deinen Fokus auf das, was ist wirklich in mir los, was habe ich vor, was sind meine Pläne, was ist mein Fokus, das runterzuschreiben, auch von Hand, das ist was anderes. Aber manchmal, wenn ich kein Heft habe, schreibe ich das manchmal so in mein Handy. Das ist nicht das Gleiche. Und das ist wirklich eines meiner absoluten Erfolgsrezepte. Und das ist quasi das, was in der ersten Stunde meines Tages auf jeden Fall passiert.
Stephan
00:22:31
Also als du drei Seiten gesagt hast, dachte ich so drei Notizbuchseiten. Aber drei, die nach vier Seiten klingt wie eine Schulaufgabe.
Patricia
00:22:38
Also manchmal habe ich ein Notizbuch, das ist die nach fünf, aber dann sind es halt einfach sechs Seiten. Es geht darum, dass du so lange dranbleibst, bis da eigentlich gar nichts mehr rausschreibt. Also deswegen auch diese Rahmenlehrung.
Stephan
00:22:53
Du solltest ein Video aufnehmen, wo du das explizit an diese Produktivitäts-Gurus richtest, die Leute, die denen folgen. Ich glaube, da solltest du mal so Gegenvorschlag-Videos aufnehmen, glaube ich. Das wäre ganz gut.
Patricia
00:23:08
Keine schlechte Videos. Mach mal was anderes. Ich kann dir einfach nur raten, das mal eine Woche oder zwei einfach zu machen, dich darauf einzulassen. Weil du wirst bestimmt ein paar Sachen über dich erfahren.
Stephan
00:23:22
Ich bin mir nicht sicher, ob ich dich erfahren möchte.
Patricia
00:23:24
Ja, aber genau das ist das Ding. Ich glaube, wenn man eben kreativ im Jetzt sein möchte, muss man sich mit seinen Emotionen, seinen Ängsten und den ganzen Dingen auseinandersetzen. Da muss man durch diesen Shit durchgehen. Das ist nicht immer schön. Und es ist auch nicht, also wirklich nicht.
Stephan
00:23:46
Ich für meinen Teil kann sagen, das ist ja eben schon ein bisschen angedeutet, beziehungsweise Leute, die mein Newsletter lesen, wissen das auch. Ich nenne es ja intern ein bisschen Projekt Boomer Bootcamp. Also mal wieder zurück zu den Anfängen. Ich habe ja auch das Internet mit freudigen Armen begrüßt. Aber mittlerweile ist es halt eher ein Dopamin-Stresskanal geworden, der vielleicht nicht ganz so hilfreich ist und weniger kommunikativ, als ich dachte. Und klar, man hat sein Handy neben, wie du eben meintest. Man hat sein Handy im Bett, weil man auch den Wecker drauf hat. Ich habe mir jetzt tatsächlich einen Reisewecker gekauft, damit ich das nicht mehr habe. Weil mein erster Griff ist dann auch, da gucke ich mal bei Insta rein.
Patricia
00:24:30
Genau, und das ist total falsch. Also das darfst du halt auf gar keinen Fall machen, bevor du deine Morgenseiten schreibst. Und auch selbst, wenn du sagst, okay, Morgenseiten brauche ich nicht, das ist vielleicht für die Pad cool, aber was auch immer. das ist ja jedem seine Entscheidung, aber selbst dann solltest du in der ersten Stunde des Tages, finde ich, nicht dein Handy aufmachen. Die erste Stunde des Tages sollte dir gehören und deinem eigenen Fokus und in rohen Kaffee trinken oder in Ruhe frühstücken und nicht das Handy als erstes aufmachen, das ist nicht gut.
Stephan
00:24:58
Das würde ich jetzt mittlerweile nämlich auch so unterschreiben. Ich versuche es eine halbe Stunde zu machen und auch wirklich erst E-Mails zu lesen, wenn ich am Laptop bin und auch nicht am Handy. Das ist die erste Woche, sehr ungewöhnlich, obwohl man es ja selber noch kennt, sozusagen.
Patricia
00:25:14
Ja, man fühlt sich halt auch gern gebraucht. Also in dem Moment, wo dann da ja Mails warten, dann fühlst du dich irgendwie gebraucht und denkst, ah ja, mein Job wartet, ich bin wichtig, ich muss das machen. Aber das ist halt dieser komische Stress, den wir uns da selber kreiert haben in den letzten Jahren immer mehr. Und wo, glaube ich, auch ganz viel, gerade in unserer westlichen Gesellschaft, weil in Pakistan ist das was komplett anderes. Die Leute haben keinen Laptop. Die haben zwar fast alle ein Smartphone, Aber da ist das komplett anders. Das hat mir auch, also meine Reisen in diesem Jahr, so viel mehr Gelassenheit gegeben, in so vielen Bereichen, was du halt auch übertragen kannst, weil du einfach merkst, okay, es gibt jetzt halt einfach fünf Stunden lang keinen Strom, dann kann ich mich jetzt fünf Stunden lang abfacken oder denken, okay, cool, dann... Ich will euch ein bisschen spazieren, weißt du, und danach geht es dir viel besser und dann arbeitest du viel effektiver weiter, aber es ist so, du hast halt keinen Einfluss darauf, das heißt, du musst Dinge annehmen lernen und das konnte ich noch nie so besonders gut vorher, weil ich immer denke, ich habe alles unter Kontrolle und ich kann das machen und ich bin ja auch so ein tierischer Maker.
Stephan
00:26:22
Ist es denn so, dass du den Eindruck hast, wenn du dann in Pakistan und dann, wenn dann fünf Stunden der Strom weg ist, dass dann alle auch sagen, ja, das ist jetzt aber schon blöd, wir hätten schon gerne Strom. Oder dass es eher so ist, dass das Leben generell gar nicht davon abhängig ist, immer in allem.
Patricia
00:26:44
Das ist es halt nicht, aber natürlich, ich meine, wenn du halt da im Sommer bist, ich war ja auch dann da im Juni, Juli, und dann hast du irgendwie fast 48 Grad und du hast keine Klimaanlage und keinen Strom, das ist schon krass. Und dann hast du schon natürlich auch die Pakistaner, die sagen, Puh, Garme, das heißt, es ist super heiß. Und dann funktioniert dein Hirn halt manchmal auch nicht. Also ich habe auch gemerkt, die sind sehr, sehr viele von denen sehr lange nachts wach und schlafen morgens länger und sind sehr produktiv in der Nacht. Das hat bestimmt auch damit zu tun, dass nachts halt die Temperaturen eben nicht so heiß sind. Und klar, diese Herausforderung haben wir dann hier nicht. oder es gibt dann eh immer klimatisierte Büros und immer genug Strom. Aber als ich da 2022 mein Artist-in-Residence hatte und ich hatte nur noch ein paar Tage bis zur Ausstellung und dann hast du halt fünf Stunden keine Nähmaschine, dann kannst du halt nicht fertig werden. Und das hatte mich damals noch extrem gestresst. Und jetzt weiß ich halt, okay, was kann ich tun? Es fuckt nur mich selber ab. Mir geht es schlecht. Ich bin gestresst. Ich bin nicht cool mit meiner Umwelt. Ich kann das nur annehmen lernen, weil es ist jetzt so, es sind halt, unveränderbare Rahmenbedingungen in dem Moment und dann plötzlich geht das Licht wieder und dann denkst du, ha, cool, okay und dann nutzt man halt, und du bist auch mehr im Jetzt, weil du halt einfach merkst, okay, jetzt mach ich, jetzt kann ich das und man ist so dankbar.
Stephan
00:28:15
Klar, natürlich, ne, eigentlich wieder Stoß, ja, so gut.
Patricia
00:28:18
Und dann wird dir einfach auch mal bewusst, also ich immer, wenn ich dann in Deutschland bin, bin so dankbar dafür, jeden Tag eine warme Dusche zu haben. In Pakistan, in meinem Apartment, gab es keine warme Dusche. Die meiste Zeit brauchst du die auch nicht, weil es eh warm genug ist, aber jetzt im November wurde es auch kühler und dann war es halt eine kalte Dusche. Aber da gibt es in den meisten Apartments keine warme Dusche. Und ja, auch keine Heizung. Die Häuser sind halt dann eher so gebaut, dass die Hitze abhalten anstatt in Wärmen. Und jetzt mit dem Klimawandel haben die plötzlich aber auch kältere Winter. Also letztes Jahr in Laha war das der kälteste Winter, den es bisher gab, dann sind diese Häuser dafür gar nicht gemacht und so. Das ist auch crazy.
Stephan
00:29:00
Die Wetterextreme quasi. Sommer heißer, Winter kälter und dazwischen regnet es mehr.
Patricia
00:29:05
Mir wird einfach, also mir ist so vieles, ich bin für so vieles dankbar. Meine Wohnung, meine Dusche, den Strom, die Supermärkte. Keine Ahnung, das ist halt so, dass das schon einfach deine Perspektive verändert und du merkst, hey, in welchem Überfluss leben wir und, wie sehr nehmen das viele Menschen gar nicht wahr, weil die so sehr da drin sind, trotzdem auch irgendwie in einem Mangel denken und, klar haben wir Inflation und klar ist die gesamte Situation auf unserer Erde jetzt nicht wünschenswert, aber genau deswegen glaube ich halt daran, dass wir im Kleinen in unserem Radius versuchen müssen, das Ganze zu sehen, diese ganze Fülle, die wir erleben dürfen und das auch wirklich wertzuschätzen und dass daraus auch ein neuer Mindset kommt, der uns irgendwie weiterhilft.
Stephan
00:29:54
Also du konzentrierst dich ja dann, wenn du da bist in der Artist-Residency sozusagen, ja auf eine Sache sozusagen.
Patricia
00:30:02
Theoretisch.
Stephan
00:30:05
Theoretisch, theoretisch. Deswegen habe ich so ein bisschen gezögert gerade so.
Patricia
00:30:08
Weil ich ja irgendwie immer so jemand bin, der irgendwo ankommt, dann sieht, was wäre möglich und dann passieren halt Dinge. Also während ich da beim National College of Art, das war meine Residency im März bis Juni 2022, da habe ich halt an verschiedenen Departments vom National College unterrichtet, also Architektur, Innenarchitektur, Produktdesign, Fine Arts, Textildesign und Fashion Design, so verschiedene Gastvorlesungen. Habe dann dort eine Kooperation geschlossen mit Creason Bohummen, das ist eine riesen Denim-Plantage, die Plantage plant heißt es. Die haben eine riesen Firma außerhalb von Laos, so zweieinhalb Stunden außerhalb und die produzieren zu 90% der Leeroy's Jeans, die wir hier so tragen in Amerika. Also Denim-Fabrik ist 90% in Pakistan und die haben einen sehr hohen Standard an ihre Social-Geschichten und Produktionen auch. Also die bilden Schulen für ihre Worker, die geben denen Häuser, die kümmern sich um deren Kinder. Die haben während Corona keinen einzigen Worker entlassen, obwohl es keine Arbeit gab. Die haben so tolle ethische Skills, weshalb ich mich mit denen gut identifizieren konnte. Und die haben mich dann eingeladen, mir diese ganze... Diese ganzen Hallen gezeigt und ich habe dann diesen Waste Yard von denen mir angeschaut und dann gesagt, okay, hier ist super viel Leftover Material, also nicht nur Denim, auch die Steine, die zu klein sind nach dem Stonewash, mit denen du dann nicht mehr Stonewash machen kannst oder die Papprollen, die von den Garnrollen da sind oder so weißes, schmutziges Zeug, wo du denkst, was ist das? Und das sind halt die Enden, weil die wirklich von der Baumwolle selber spinnen, selber weben, das Denim herstellen und dann daraus die fertige Jeans am Ende nähen. Und deswegen haben die super viele verschiedene Leftover Materials. Und dann haben die uns dann für einen Workshop über 400 TJ von dem Zeug geliefert. Und wir haben dann am National College of Art gemeinsam mit über 70 Studierenden Produkte daraus entworfen, je nachdem, welche Studierenden das waren. Manche haben halt Kissenbezüge, Teppiche, Interior-Sachen gemacht. Die Architekten, Interior-Designer, die Produktdesigner haben auch Schmuck gemacht, auch Fashion, auch Interior-Produkte. Textildesigner sind in Richtung Mode oder Textildesign gegangen und die waren auch selber alle total. Erstaunt, dass wir am Ende hatten wir eine Ausstellung, eine große und dann hatten wir zwei riesengroße Räume voll mit mega coolen Designobjekten und alle standen da selber und meinten so, wow, wir haben das alles aus Müll gemacht. Und eben diesen Sachen nochmal ein zweites Leben zu geben, Mehrwert oder was mir halt wichtig war, das Bewusstsein. Weil dort an der Akademie auch oft eher gelernt wurde, dass du halt Produkte entwürfst, aber nicht mit dem Material arbeitest, weil natürlich ganz viel auch am Rechner jetzt passiert und du halt renderst und so weiter. Aber wenn die Studierenden gar nicht das Gefühl für die Materialeigenschaften haben, kannst du ja eigentlich auch gar nicht wirklich ein Produkt entwerfen, weil wie ist die Verbindung von dem Holz oder wie ist die Verbindung von dem Metall? Würde das in dieser Materialstärke, sieht super cool aus im Rendering, aber würde es überhaupt halten, wenn du dich draufsetzt? Was ist das? Und da wollte ich halt mit denen anfangen, von dem Material auszukommen. Und da lernen die eigentlich bisher immer, einen Entwurf zu machen, und später addest du noch ein Material drauf oder so. Und das ist halt so, wie für mich Produktdesign eigentlich halt nicht so gut funktionieren kann. Und das war total schön, mit denen gemeinsam durch diesen Prozess zu gehen. Und das hat mich auch total erfüllt, weil ich daran glaube, wenn man die Eigenschaften eines Materials daraus findet. Also als diese 400 Kilo Bilder ankamen, habe ich auch selber gedacht, ich so, ach du Schreck, was habe ich mir denn da eingebrockt? Und die wollten so, was machen wir denn jetzt damit? Ich so, hey, vertraut mir, wir machen richtig coole Sachen. Und dachte, okay, jetzt muss ich mir erstmal selber vertrauen. Wird schon. Kurz mit Jolle telefoniert, meiner Schwester, und die meinte so, hey... Relax dich, genau sowas kannst du doch. Du musst jetzt darauf vertrauen, du musst einfach loslegen. Und dann habe ich gedacht, okay, gut, danke, dass auch noch andere an mich glauben. Ja, und dann hat es auch wirklich funktioniert. Aber in dem Moment habe ich natürlich selber auch plötzlich selbst zweifelt, was habe ich mir denn jetzt überlegt? Jetzt muss ich ja auch irgendwie abliefern. Jetzt sind die Studierenden da, das College ist da, die Firma will irgendwas Cooles sehen und was, wenn es nicht klappt. Aber ja, dann muss man irgendwie halt darauf vertrauen. Und parallel dazu habe ich ein anderes Projekt gemacht, weil das College auch verlangt hat, dass ich mein eigenes Kunstprojekt mache in der Residency. Also das war halt, was ich im Unterrichten und mit den Studierenden gemacht habe bis zur Ausstellung und der Kuratierung. Und dazu, zu meinem Projekt kam dann halt die Idee, an dem ersten Tag, als ich dort ankam, hat mich versehlet, Das ist eine Mitarbeiterin vom College, die mich in Empfang genommen hat und im Hostel mein Zimmer gezeigt hat. Mit der bin ich dann einkaufen gegangen, in so einer Supermarktgarage, wie das da so ist. Und dann wollten die mir, als ich dann so meine Frühstückssachen und sowas, so Basics gekauft habe, halt super viele Plastiktüten geben und das alles so einpacken. Und dann hatte ich halt so meinen Baumwollbeutel aus der Tasche gezogen und meinte so, nee, nee, nee, keine Tüten. Und die so, ja, aber warum? Du musst nicht dafür zahlen. Du kannst so viele haben, wie du willst. Ich so, ja, ich will halt nicht wegen dem Plastik. Und die so, hä, okay. Und dann waren die so, echt? Und in Deutschland haben dann immer Leute so Jutebeutel dabei und man hat dann immer so seinen Beutel dabei. Ich so, ja, so ist das bei uns. Und ich finde es cool. Also ich mag dann auch den Jutebeutel ja lieber als das Plastik. Und das hat mich dann irgendwie dazu inspiriert, also weil es ja eh nie hilft, mit erhobenen Zeigefinger zu sagen, du darfst kein Plastik mehr verwenden. Und das ist auch voll assi, dass wir jetzt dann so einem Land sagen, hey, ihr dürft es nicht. Wir haben das jahrelang gemacht und dann haben wir daraus gelernt und dann haben wir damit aufgehört. Und dann sagen wir so, ihr könnt jetzt aber auch nicht irgendwie diesem Konsum frönen. Das ist aber jetzt schlecht. Also musst du einen Anreiz schaffen, wie das vielleicht spannender sein könnte. Und dann habe ich die Denim-Firma gebeten, aus dem Leftover Denim 100 Toatbags zu nähen und die habe ich dann alle zusammengefügt zu einer großen Leinwand. Das waren dann 100 Stück, war ein großes Quadrat. Ich habe dort so ein 80 Quadratmeter Atelier gehabt in dem Basement von dem Hostel. Und dann habe ich, das Projekt hieß Circles of Love und die Idee basiert darauf, dass du halt, wenn du die Welt positiv verändern willst, dann musst du das aus deinem eigenen Radius tun, ja, dann musst du deine eigenen Ängste, deine eigenen Emotionen facen und wenn du im Frieden mit dir selber bist, kommst du ja wohl eher nicht auf die Idee, irgendjemand anders auf die Fresse zu hauen oder wen zu verletzen, weil du bist ja mit dir im Frieden und wenn jeder halt in seiner kleinen Bubble, in seinem Radius, diese Arbeit machen würde, sich mit sich selbst mit seinen Emotionen auseinanderzusetzen und in Frieden zu kommen, dann hätten wir überall auf dieser Welt Frieden, in jedem Radius. Aber das ist natürlich eine Verantwortung, die jeder für sich selber übernehmen muss. Vielleicht auch, ich nenne es ja immer strategische Naivität, eine naive Idee, aber ich glaube daran. Und dann habe ich eben dann im Atelier auch die Studierenden eingeladen, mit mir gemeinsam zu malen. und wir haben dann auf dieser großen quadratischen Leinwand aus diesen ganzen Puzzleteilen. Kreisförmige Muster, Pattern da drauf aufgebracht. So in dieser Art, ein bisschen wie diese pakistanische Truck Art. Ich weiß nicht, ob du diese pakistanischen LKVs schon mal gesehen hast. Die sind ja super special. Das gibt es eigentlich nur da und ein bisschen auch in Indien. Aber es kommt aus Pakistan. Ja, diese sehr ornamenten Muster, ganz viele Herzen haben die auch immer. Das spricht mich ja sofort an mit meinem Total Love. Mindset und bunte Farben und viele von den Studierenden machen sowas halt auch als Nebenjobs, diese Trucks anmalen. Deswegen sind die halt auch Profi in diesen. Und dann das Schönste war aber natürlich einfach, dass wir da oft bis nachts um zwei, drei Uhr zusammen auf diesem riesen Denim gesessen haben und jeder an einer Ecke gemalt und jeder einen Pattern für einen Kreis und sich dann so rumbewegt und so. Es geht ja immer bei meinen Projekten um Partizipation auch und da war eigentlich meistens noch nicht am meisten um das Endresultat, sondern um den Prozess und um diesen Austausch und um dieses gemeinsame Machen. Und dann haben wir eben ein riesen Kunstwerk gehabt, was am Ende im Follenden Market in Lahore in der Innenstadt ausgestellt wurde. Und am letzten Tag der Exhibition wurden dann diese Leinwände wieder auseinandergenommen und dann hatten wir halt 100 Toadbags, die alle auch vorher nummeriert waren und jedes davon ist halt ein Puzzle und jeder, der mitgemacht hat, aber auch, die wurden auch versteigert, ist halt dann Botschafter der Circles of Love Idea und sei ein Puzzleteil des großen Ganzen, was halt auch diese Symbolik war. Und dann haben die Leute halt super gern, die wollten so einen Beutel haben und dann die Geschichte, dass du halt mit so einem Beutel natürlich viel lieber einkaufen gehst und stolz bist, Teil davon gewesen zu sein, als diese ganzen Plastiktüten zu nehmen und wenn jemand fragt, hör, warum benutzt du den Beutel, können die die Geschichte erzählen und ja, wenn je mehr Menschen, diese Circles of Love Idee für sich leben, desto größer werden diese Radien und diese Kreise und ja, im besten Fall strahlt es halt immer weiter aus.
Stephan
00:40:11
Ja, aber dann hast du dich ja, ja, deswegen ich hatte eben nämlich bei der Frage so ein bisschen gezögert, weil ich weiß ja, dass das natürlich nicht immer nur eine Sache ist, auf die man sich dann konzentriert. Ja, ja. Das wäre ja auch Quatsch. Wenn man, wenn man, wie lange warst du jetzt insgesamt beim zweiten Mal da?
Patricia
00:40:25
Ich war insgesamt ja schon viermal da jetzt tatsächlich.
Stephan
00:40:28
Viermal?
Patricia
00:40:28
Ja, weil ich ja echt in den Lauf gefallen bin. Also dieses Jahr zweimal und in 2022 zweimal. Und das erste Mal insgesamt drei Monate und jetzt im Frühjahr drei Monate und jetzt nochmal zwei Monate.
Stephan
00:40:46
Ja, okay. Ich versuche gerade den zeitlichen Rahmen so ein bisschen im Kopf dran zu stecken. Ist es dann für dich, wenn du jetzt wieder hier bist und was du eben so sagtest, dass du im Laufe deines Lebens zwar von der kreativen Arbeit sozusagen gelebt hast, aber du ja viele verschiedene Dinge tust.
Patricia
00:41:04
Ja.
Stephan
00:41:04
Deswegen, ich habe auch nur ein bisschen was rausgegriffen in dem Intro. Ist es dann wirklich was anderes, sich wieder so an anderer Stelle mit vielen Dingen beschäftigen zu müssen. Also heute habe ich zwei Stunden das gemacht, die nächste Stunde mache ich das, dann muss ich anderthalb Stunden das machen und morgen bin ich auf dem Talk eingeladen und dann mache ich einen Podcast noch, wenn jemand anfragt.
Patricia
00:41:28
Ja, also das ist wie gesagt auch was, was mit diesem Flow zu tun hat. Es ist selten so, dass ich alle Facetten meiner Arbeit an einem Tag durchlebe. Es ist eher so, dass ich, wenn ich jetzt PYG-Produkte produziere, Dann bin ich zwei, drei Tage im Atelier und produziere die kleinen Broschen Lederaccessoire. Das muss aufeinander geleimt werden. Dann fahre ich einen Tag nach Belgien und an der Stanze produziere ich die einzelnen Teile. Dann bin ich später wieder im Atelier und mache noch die Labels und setze das zusammen oder so. Also das wäre dann PYG-Produktion. Aber dann, wenn ich jetzt einen Vortrag halte. Dann habe ich ja meistens im Vorfeld auch einen bestimmten Rahmen. Wenn das jetzt Stadtgestaltungsthemen sind, dann suche ich natürlich Projekte aus wie Hotel Total, Café Total, Mervis, wo wir irgendwie, was wir daran gelernt haben, halt präsentieren und auch an welche Grenzen wir da gestoßen sind. Weil wenn mich da Kommunen oder das Ministerium oder sowas einlädt, die wollen ja vor allem daraus lernen, wie haben wir geschafft, dass es doch ging. Und meistens hat es ja nur deswegen geklappt, weil wir selbst die Risiken eingegangen sind, weil dann zum Beispiel eine RWTH oder eine Stadtverwaltung rechtlich gar nicht in der Lage war, die Räume so anzumieten. Das ging nur, weil eine Privatperson oder ein gemeinnütziger Verein, den wir dafür dann gegründet haben, diese Risiken auf sich nimmt und einfach sagt, wir glauben dran und dadurch Dinge möglich macht. Das heißt, ich habe dann Rahmenbedingungen für einen Vortrag und habe dann vielleicht ein, zwei Wochen vorher Zeit. Das heißt aber nicht, dass ich die ganze Zeit an diesem Vortrag sitze, aber dass ich vielleicht tatsächlich alle zwei Tage immer mal zwei, drei Stunden daran arbeite oder sowas. und parallel kommt vielleicht eine Online-Bestellung rein, dann muss ich natürlich gucken, dann muss ich die halt rausschicken und, Oder also wenn ich meine Lehraufträge hatte, dann waren das natürlich bestimmte Stunden in der Woche, wo dann klar, mittagsvormittags und freitagsvormittags war ich halt an der FH oder sowas. Ja, oder als ich für Sibylle Kolpen gearbeitet habe, das war ja auch eine sehr interessante Phase als Creative Driver, da war ich natürlich voll eingespannt in dem Timetable der Oberbürgermeisterin. Ja, das war natürlich auch super interessant. Und wir hatten den ganzen Tag über verschiedenste Termine und wenn ich sie dann abends zu Hause abgesetzt habe und dann das Auto im Rathausparkhaus geparkt habe und ein Elektrokabel angeschlossen, bin ich dann nach Hause und habe dann auch noch zum Teil diese kleinen Videos geschnitten von den Terminen und das Online-Posting, weil ich war ja auch zuständig für die Berichterstattung über diese Termine auf Instagram und LinkedIn.
Stephan
00:44:09
Also du hast das gemacht, das wusste ich gar nicht.
Patricia
00:44:11
Auch noch zusätzlich eine Social-Media-Referentin, aber es ist halt so, eine Bürgermeisterin hat meistens eine mindestens 80-Stunden-Woche und da kannst du gar nicht mit einer Stelle alles abbilden. Das heißt, die Social-Media-Referentin hatte halt meistens die In-House-Termine oder die Termine, die inhaltlichen vielleicht nochmal anders vorbereitet werden mussten und ich eben die Termine, bei der ich als Pfarrerin ja auch direkt dabei war. Das heißt, ich war ja Familienassistent und Fahrerin und live dabei und kann natürlich dann auch live posten. Und das ist natürlich ja eh die Idee bei Instagram, dass du halt Storys nicht drei Tage später postest, sondern dass die halt eben auch tatsächlich dann relativ zeitnah sind. Live sind. Und das war natürlich so ein Skill und auch eine Job-Kombi, die es vorher bisher so nicht gab. Es hat ja auch ein paar Monate gedauert, dass wir dann die richtige Rahmenbedingungen in der Verwaltung gefunden haben, um das dann so machen zu können. Aber es war eben auch von Anfang an klar, dass ich immer gesagt habe, ich kann das nur temporär machen, weil wenn dann der nächste Call aus Pakistan kommt, dann muss ich meinem Herzen folgen. Und ja, Sibylle Kolben halt sagte, nee, sie findet es total spannend, sie will das super gerne machen und sie ist dankbar für jeden Tag, den ich dabei bin. Und dann haben wir uns auf dieses Experiment eingelassen und es war sehr, sehr, sehr interessant. Aber natürlich auch ein komplett anderer Alltag als mein normaler Alltag. Also normal, was ist mein normaler Alltag? Es gibt eigentlich keinen normalen Alltag.
Stephan
00:45:43
Aber vor allen Dingen auch einer mit wahrscheinlich nochmal Einblicke in ganz andere Sachen. Also jetzt nicht nur den Arbeitsalltag einer Oberbürgermeisterin oder einer Oberbürgermeister, sondern irgendwo hinzufahren, wo die Termine sind.
Patricia
00:45:59
Genau, halt auch super spannende Termine von Karnevalssitzungen über die Eröffnung einer Brücke zu erster Spatenstich von Universitätsgebäude. Also alles Mögliche. Ein 100-jähriger Geburtstag. Also alles Mögliche ist da einfach dabei. Halt das volle Leben. Und deswegen langweilig war das sicher nie.
Stephan
00:46:27
Nee, kann ich mir nämlich vorstellen. Also ich hätte es wahrscheinlich super spannend können. Ich habe keinen Führerschein. Ich könnte den Job nicht machen, aber ich würde mich hinten reinsetzen und einfach filmen oder so. Keine Ahnung. Also ich finde es auch sehr spannend, wo es einen hinführt, weil wir immer Wir sagen immer, wir sind spezialisiert auf das eigene Handwerk und nicht auf eine Branche. Natürlich habe ich ein paar Schwerbrückenthemen. Ich habe super viele Sachen mit ÖPNV, Public Transport, sowas halt mal über mehrere Jahre gemacht. Kannte mich dann leider zu gut irgendwann darin aus in dem Thema.
Patricia
00:47:02
Dann gab es auch noch mal eine andere Perspektive.
Stephan
00:47:06
Genau, was du eben meintest, man kennt dann jedes Hindernis.
Patricia
00:47:09
Und dann ist man selbst schon zu sehr drin. Weil eigentlich kannst du am besten helfen, wenn du einen Fuß drin. Also du musst natürlich dich sehr mit der ganzen Situation auseinandersetzen und Expertenwissen aneignen, aber gleichzeitig im besten Fall noch einen Fuß draußen sein und das Bild, das Ganze von außen beobachten. Weil sonst ist man schon wieder zu sehr drin.
Stephan
00:47:29
Man muss auch den Rezipienten-Status sozusagen noch einnehmen können. Aber deswegen kriege ich mit vielen oder habe ich die Chance gehabt oder wir auch alle, mit vielen verschiedenen Sachen in Kontakt zu kommen und zu sagen, krass, sind nicht nur überall oft genug die gleichen Sorgen und Nöte, aber das jetzt mal was völlig anderes. Das ist jetzt krass. Ich habe das sofort, als du das von der Fabrik erzählt hast, beziehungsweise die ganze Sache aus Pakistan, ich hätte jetzt gedacht, spontan, dass es tatsächlich nicht alles an einem Ort ist. Also quasi Anbau, Verarbeitung, Spinnen, Färben, waschen, nähen, dass das alles in einer Kette an einem Ort ist.
Patricia
00:48:16
Die haben sich natürlich, Und die beschäftigen sich gerade mit dem Thema Blockchain und wie man es machen könnte, dass auch noch eine Phase eingewebt ist, um wirklich immer wissen zu können, bis wo dieses Denim sich bewegt hat. Also die sind da sehr, sehr fortschrittlich und versuchen halt Abläufe zu optimieren und gleichzeitig umwelttechnisch möglichst gut zu agieren. Also die filtern ihr Wasser, die nutzen das Indigo mehrfach und so weiter.
Stephan
00:48:46
Sowas finde ich schon voll spannend, das jetzt zu hören. Ich könnte ja davon ausgehen, dass die Hose, die ich anhabe, aus Pakistan ist.
Patricia
00:48:55
Ist sie? Da musst du gleich mal nachgucken. Achso, ja, genau. Du hast gar keine Hose an. Nein, Quatsch.
Stephan
00:49:03
Ich wollte gerade sagen, das ist die Jogginghose. Die große Neuerung, was Mietingkultur angeht. Mittlerweile ist das alles egal. Ich kenne so viele Haustiere und Kinder von Kunden und Kundinnen.
Patricia
00:49:17
Ich meine, das macht die Sache halt auch authentischer und uns alle auch menschlicher halt.
Stephan
00:49:22
Also gerade das, was du eben angesprochen hast, diese menschliche Nähe, wenn man früher einfach immer von Konferenzraum zu Konferenzraum gefahren ist bei solchen Sachen und irgendwo oder auf dem Podiumstalk oder da gesessen hat und sonst was und solche Gespräche vielleicht eher nebenher stattgefunden haben, wo man gerade noch Zeit hatte. Man hat jetzt nicht die Taktung einer Oberbürgermeisterin, aber trotzdem, muss man ja irgendwie gucken, wie man es noch unter einen Hut bekommt, stellt man jetzt fest, dass das sich alles auch ein bisschen mehr entspannt hat, was sowas angeht.
Patricia
00:49:51
Ich finde das eine gute Entwicklung, dass das halt einfach ja.
Stephan
00:49:56
Absolut. Und es hat mit der Professionalität, nämlich finde ich, überhaupt nichts zu tun. Wir machen ja alle nicht deswegen einen schlechtere Job, sondern weil wir deswegen authentischer sind.
Patricia
00:50:08
Aber wir sehen halt eben auch nicht nur aus unserem Job, genau.
Stephan
00:50:12
Genau, genau. Das war jetzt ein langes Intro, um eigentlich eine Frage zu stellen. Die Frage ist nämlich, hilft dir sowas? Also hast du deine Veränderung auch bei dir festgestellt? Gerade wenn du so viel und auch eher wie du so schön sagst, du brauchst Sachen, die im Flow sind. Hat dir das geholfen sozusagen, das besser umsetzen zu können?
Patricia
00:50:34
Also ehrlich gesagt, ich glaube eigentlich ja sowieso, An Face-to-Face-Begegnungen am allermeisten, immer schon. Als Corona kam, war ich ja gerade auch an der RWTH am Institut für Städtebau. Und wir hatten gerade so ein Projekt laufen, wo wir halt vor Ort Plätze in der Innenstadt umgestalten wollen, kreativ. Sodass halt Studierende auch Modelle bauen und sich damit auseinandersetzen, den Platz besichtigt haben. Die Besichtigung hatte zum Glück schon vorher stattgefunden. Aber als es dann geswitcht hat und ich plötzlich dann... Online-Unterricht halten musste vor 30 schwarzen Quadraten, weil es gar nicht ging von der Inhaltsverbindung, dass alle ihre Kameras anmachen und du kasperst da rum und denkst so, hä, also das war schon mehr Energieaufwand, dann noch irgendwie zu performen und irgendwie, dann habe ich zwischendurch gesagt, kann mal bitte irgendwie ein, zwei, drei von euch kurz die Kamera anmachen, ich brauche hier jetzt gerade mal irgendwie menschliches Feedback, ob ihr überhaupt da seid oder ob ich hier einfach nur für mich selber herum spreche. Und das hat mich schon eher irritiert und ich glaube aber, dass ich eh eigentlich. Auch mit unserem Netzwerk Designmetropole Aachen, wir haben alle eigentlich immer auch damit gearbeitet, schon vorher mit Irritationen, die ja manchmal auch helfen, Köpfe zu öffnen oder so bei unseren Brecken. Ich habe eigentlich schon seit langem immer versucht, so authentisch wie möglich zu sein, auch in der Verwaltung, auch bei solchen Meetings und deswegen finde ich nicht zwingend, dass in meinem Leben oder in meinem Verhalten sich das verändert hat. Eher, dass ich manchmal lernen musste, weil ich manchmal, ich weiß auch nicht, ich habe irgendwie manchmal so Wortwitz-Sachen im Kopf und dann kann ich nicht zurückhalten, das ist irgendeine Situation, weiß ich nicht, in einem Meeting und dann muss ich das einfach kurz raushauen und das ist halt in einer Live-Situation, easier und bei online kann es halt nicht so, ich mache kurz mein Mikro an so. Also du manchmal mich eher zurückhalten und sagen, okay, weil du musst eine andere wie heißt denn das Wort. Mehr Kontrolle oder sowas haben und auch einfach sagen, okay, der hat jetzt Redezeit, der hat Redezeit Prechtdisziplin Prechtdisziplin, das ist das Wort. Ja, also ich weiß nicht, ob sich das verändert hat, aber es hat sich halt, Und ja, auf jeden Fall habe ich das Gefühl, dass natürlich die Pandemie extrem uns alle verändert hat und wie man miteinander umgeht und wie man auch mit sich selber umgeht, weil das halt einfach auch viele Menschen ja mehr auf sich selbst zurückgeworfen hat und ich das Gefühl habe, dass mehr Menschen jetzt verstehen, okay, es geht nicht nur um die Performance im Job und wie das alles wahrgenommen wird, sondern was ist denn eigentlich mein persönliches Lebensglück. Ich habe gestern irgendwo online nochmal einen Artikel gelesen, was war das, über Bhutan im Himalaya, das kleine tibetanische Königreich, die ja nicht im Bruttoinlandsprodukt messen, sondern in Brutto-Glücklichkeitswert oder so. Wir haben das Glücksindex. Ja genau, Brutto-Glücksindex. Wie cool. Und genau das eigentlich, finde ich, sollten wir uns alle abgucken. Ich finde es voll wertvoll. Weil die Mama immer gesagt hat, wenn ihr mit Freude das macht, was ihr tut, werdet ihr damit erfolgreich sein. Und dann wird auch Geld kommen und dann ist das im Fluss. Und dann wird das funktionieren. Glaubt einfach daran und folgt eurem Herzen. Ja, das habe ich ja auch am Anfang schon gesagt. Und ich glaube, je mehr Menschen glücklicher sind, desto mehr sind die auch im Fluss und desto besser ist das auch für die Circles of Love Idee.
Stephan
00:54:21
In dem Fall ja. Das ist aber schon eine andere Herausforderung, ist es wirklich. Das muss man einfach sagen. Ich hatte auch tatsächlich eine der ersten Sachen waren ein, da habe ich vor 40 Leuten Mischung aus Workshop und Schulung gemacht. Und der Workshop-Teil hätte eigentlich benötigt, dass man vielleicht kein schwarzes Quadrat sieht, aber auch ehrlich gesagt dieser, ich erkläre euch das mal Teil, Wäre vielleicht zwischendurch mal ein Nicken, hätte geholfen. Weil man ist halt gebunden, Raum zu lesen. So nennen wir es immer. Man sieht, diejenige kommt gerade, die hat Fragezeichen auf der Stirn. Dann muss ich vielleicht da nochmal drauf eingehen. Es wäre echt super, wenn ein, zwei die Kameraden machen würden. Nichts gegen die schwarzen Quadrate. Ich kann das hier alles runterbeten. Das ist kein Problem. Aber dann hätte ich das auch vorher aufnehmen können. Also ich muss ja auch Feedback visuelles sehen, wie weit jemand nicht mitkommt. Und ich habe genau dasselbe nämlich gesagt. Das hatte die allererste Erfahrung. Und ich so, ich kann das, das geht nicht.
Patricia
00:55:31
Absolut. Man braucht doch irgendwie dieses menschliche Feedback, ob das jetzt ankommt, was man da sagt, ob das irgendwie andockt oder ob die Leute einen völlig irritiert angucken und man irgendwo hingaloppiert. Das war eigentlich, finde ich, das Anstrengendste an Corona, dass man eben so wenige echte zwischenmenschliche Begegnungen haben durfte.
Stephan
00:55:54
Andererseits fand ich lange Spaziergänge auch schön.
Patricia
00:55:56
Auf jeden Fall, aber die sollte man ja sowieso eigentlich auch heutzutage in unseren Alltag integrieren, weil die tun eigentlich immer gut. Das ist sowas anderes, also diese Morgenseiten morgens und wenn man es irgendwie einrichten kann am Tag auch mal eine halbe Stunde spazieren gehen, möglichst irgendwo Richtung Natur, ist auch mega wertvoll. Das habe ich auch nicht immer oder manchmal, aber abends noch, ist auf jeden Fall eigentlich immer total wertvoll. Weil gerade wenn man irgendwo an einem Ding hängt oder ein Kreativkonzept entwickeln muss, dann hilft es total, einfach mal vom Schreibtisch aufzustehen und ein bisschen spazieren zu gehen und die Gedanken mal so schweifen zu lassen.
Stephan
00:56:35
Definitiv kann ich so mit Stempel, Siegel und sonst was unterschreiben. Tatsächlich, wie ich schon sagte, war viel los oder ist viel los gerade. Und meint dazu Rebecca so, was, was, wir gehen einfach nochmal eine Runde bis zum Dom. Und gehe wieder zurück. Aber einfach um den Kopf reinzukriegen, sonst nehme ich das mit ins Bett oder man guckt blöde irgendwas anderes an, um sich leer zu machen, dann ist das eine bessere Methode. Und ich glaube, das haben viele Leute, viele Menschen dadurch gelernt, weil das höre ich tatsächlich von vielen, dass das jetzt so ein Ding ist, das habe ich vorher nicht gemacht, voll gut, mache ich jetzt. Das würdest du auch so sagen, dass das eine Methode ist, um...
Patricia
00:57:12
Es ist ja auch so, du bist ja nicht irgendwie von 9 bis 17 Uhr-Designer hin. Du bist ja einfach irgendwie Dein Hirn funktioniert ja auch manchmal ein bisschen anders. Oder die Jahre in Maastricht im Studium, die haben uns ja regelrecht dazu trainiert, Dinge anders zu vernetzen, als man das vielleicht mit einer normalen Konditionierung tun würde. Halt andere Assoziationsketten zu haben und dadurch halt auch kreative Ideen entwickeln zu können. Aber das ist ja nicht so, dass du von neun bis fünf dann da sitzt, sondern manchmal hat man ja halt unter der Dusche die beste Idee oder dann eben, wie du sagst, nachts um zwölf auf einmal. Ich habe immer auch ein Notizbuch, ein Skizzenbuch neben meinem Bett liegen, weil ich habe schon zwei, drei richtig gute Ideen, von denen ich nachher auch Produkte entwickelt habe, einfach geträumt. Also ich bin dann aus dem Traum wach geworden, dachte, oh wow, das war total cool und mache ein kurzes Stribble in meinem Buch und finde das dann auch erst Wochen später wieder. Und dann denke ich, das war doch irgendwie cool, was war denn das? Und dann fängst du an, dazu einen Prototypen zu bauen und merkst so, ach, verrückt. Also dieses, eigentlich immer, glaube ich, wenn man schafft, in dem Flow eben zu sein, dann kommen auch diese Ideen. Oder du musst halt, wie gesagt, immer erstmal ein bisschen Expertenwissen von diesem Gesamtthema halt ansammeln. Und dann braucht es aber auch immer ein bisschen Inkubationszeit unserer Hirn, um das irgendwie zu verwürsten. Und dann kommt es zu einem späteren Zeitpunkt, meistens in einem entspannten Moment, wie Autofahren oder unter der Dusche stehen oder eben spazieren, auf einmal so eine Eingebung dazu. Dann kommt auf einmal das Ergebnis ausgespuckt. Deswegen ist das halt nie so ein typischer Arbeitsalltag.
Stephan
00:58:57
Ich überlege gerade, irgendjemand hat das mal Sickerungseffekte genannt. Oder auch schmutzige Sickerungseffekte. Genau das ist es nämlich. Das destilliert, das ist so ein Destillat von allen Dingen.
Patricia
00:59:11
Dadurch ist halt auch überhaupt die Jobidee mit dem Creative Driver entstanden, weil Sibylle Kolb mich fragt, ob ich mir vorstellen könnte, als Referentin mit ihrem Rathaus zu arbeiten. Und sie sagt, sie braucht kreative Köpfe. Und ich habe dann immer nur gedacht, Ich wollte noch nie einen Schreibtisch in der Verwaltung haben, weil ich einfach, das ist wieder dieses ein Fuß drin, ein Fuß draußen. Ich weiß, dass mit vielen von diesen Projekten wir die eben ja nur umsetzen konnten, weil wir von außen das Risiko übernommen haben, weil eine Verwaltungsstruktur das gar nicht kann faktisch und deswegen viele Dinge nicht möglich wären. Und aus diesem Gefühl heraus hatte ich halt immer das Gefühl, nee, ich möchte nicht einen Schreibtisch in der Verwaltung, das kann ich mir nicht vorstellen. Und sie hatte auch gesagt, ja, ich hätte dich gerne an meiner Seite, das wäre super. Ich glaube, unsere Gespräche sind auch immer so spannend. Und dann kam halt bei mir die Idee, also genau, dann ist ihr Fahrer in Rente gegangen und sie hat mich wegen meinem Netzwerk gefragt, ob mir jemand einfällt, der das sein könnte. Und dann habe ich gesagt, weißt du was, das geht jetzt mit mir in Resonanz. Ich könnte dein Creative Driver sein, weil mir die meisten besten Ideen sowieso während dem Autofahren kommen. Und dann haben wir sie so, jetzt echt jetzt? Und das war dann so die Idee. Und das war ja auch nichts, was wir uns vorher, also es gab ja nicht eine Ausschreibung dafür, Sondern das ist halt eben dann auch in so einem Gespräch entstanden, aus Rahmenbedingungen. Und auf einmal haben wir es einfach gemacht.
Stephan
01:00:33
Ja, spannend. Ja, nee, ich finde es wirklich ein spannendes Konzept, Leute von außerhalb quasi in die Nähe von Entscheidungsträgern zu bringen. Das finde ich ein spannendes Konzept, wirklich.
Patricia
01:00:45
Also da hatte auch Nina Mika-Helfmeyer, ich weiß nicht, ob ihr euch kennt, die in der Städteregion arbeitet, auch im Bereich Kultur, mal ein Artist in Residence, wann war das? Das war vielleicht 2018, 19, bin mir nicht mehr sicher über die Jahreszahl. Die hat dann auch für einige Monate Künstler und Kreative eingeladen, in der Verwaltung auch ein Büro zu haben und deren Auftrag war, die Verwaltungsangestellten vielleicht zu irritieren oder mit künstlerischen Performances aus ihrem Alltag zu holen. Das fand ich auch super spannend. Da gab es am Ende auch mal eine Ausstellung und das war ja auch so einen Ansatz, dass du halt sagst, du musst irgendwie die Leute aus ihrem... Aus ihrem typischen Denkdings mal rausholen und was anderes vor den Kopf, damit man halt nochmal neue kreative Ideen entwickelt oder halt nochmal eine andere Vernetzung wieder losgeht.
Stephan
01:01:40
Ja, ich hatte das in einem anderen Gespräch, wo der Enrico das so ein bisschen zusammengefasst hatte und er sagte, naja, wir sind halt kreative Menschen und Designen, wir sind ja dafür da, Dinge zu vermitteln. Das ist unsere Aufgabe.
Patricia
01:01:59
Ja, wir sind ÜbersetzerInnen. Ja, das ist so. Es ist so. Auf jeden Fall, das haben wir auch immer gemerkt, wir sind ÜbersetzerInnen zwischen Verwaltung und BürgerInnen an so Stellen wie bei den Mappis, wo dann die Bürger denken, ja, aber die Stadt und das und dies und tut ja nichts oder so, was ja nicht stimmt. Wenn wir dann erzählen können, ja, doch, die sind da beschäftigt, aber solche Prozesse dauern halt einfach, weil die müssen durch den Rat, die müssen da durch, wie auch immer. Ja, das sind Förderperioden, das dauert verschiedene Jahre, bis das abgesehen wird, dies und das. Man muss bei diesen Prozessen andere Geduld an den Tag legen und dann brauchst du halt Menschen, die beide Welten kennen und die auch beiden, damit nicht gegenseitige Frust herrscht, weil dann die Mitarbeiter der Verwaltung auch wirklich tierisch involviert sind in solche Prozesse und dann gleichzeitig mal merken, ja, die Bürger finden uns scheiße, obwohl wir ja eigentlich versuchen, für die Bürger was zu machen und die Bürger verstehen einfach nur nicht, was da passiert. Und dann musst du versuchen, die auch zusammenzubringen, halt, Und dafür braucht es eben auch solche Räume, weshalb wir dann auch immer wieder solche Orte entwickelt haben, an denen eben Bürger zusammenkommen können oder eben Stadtgestaltungsthemen diskutiert werden können, wie rund um den Büchel etc.
Stephan
01:03:15
Ist es da für dich dann hilfreich, solche Erfahrungen wie in Pakistan zu machen, was wir eingangs hatten, dass die auch einen anderen Design-Approach haben, also ihre ganze Welt sozusagen, was optisch auf sie einprastet, einfach anders auch gestaltet ist?
Patricia
01:03:32
Also ich finde zum Beispiel ja, dass da diese kompletten pakistanischen LKWs, also ich meine, bei uns, guck dir unsere LKWs an, das sind halt so Trucks, die fahren da so lang und eigentlich sind die langweilig, die haben vielleicht ein bisschen Design drauf oder Werbung von ihrem Label, aber da sind die so kreativ und haben irgendwelche Glöckchen dran und irgendwelche Troddeln und irgendwas, das ist so, ich weiß nicht, das macht mich schon immer glücklich, nur wenn so ein LKW an mir vorbeifährt und denkst, wie cool ist das, ich durfte in einem drinsitzen, sogar das ganze Führerhaus und das ist alles mit so Herzchen und bunten Leder und Gold und ein bisschen Glitzer und noch einen kleinen Vorhang und so. Das ist so, ja, total cool. Das würde halt hier, ich weiß nicht, hier würde halt niemand auf die Idee kommen, sowas so zu dekorieren.
Stephan
01:04:18
Gestern Abend ist einer an mir vorbeigefahren, also hier direkt um die Ecke, der hatte vorne so einen kleinen LED-Tannenbaum drin und oben so eine Lichtleiste.
Patricia
01:04:27
Lichter gibt es manchmal schon, genau, sowas Kleines.
Stephan
01:04:30
Guck, ich kann mich daran erinnern, dass das so gestern abging. Es gibt wahrscheinlich irgendeinen Punkt in der Straßenverkehrsordnung, dass das alles überhaupt nicht erlaubt ist.
Patricia
01:04:39
Ja, wahrscheinlich. Also als wir damals ein Goldene Zeiten-Event in der Jülicher Straße gemacht haben, wo wir ja denn diese Goldfolien von oben aufhängen wollten, wie so gelandten. Das war vom Ludwig-Forum und mit Pavel Althammer und das war in Aachen-Nord, als dann haben wir so einen riesen Straßenkreis, ganz vielen vereinbart, gestaltet und hatten dann als Deko halt diese goldsilbernen Rettungsdecken, um damit halt vieles so golden zu machen und wollten daraus so Vorhänge über die Straße spannen, also so gelandenen Bänder. Und das durften wir tatsächlich nicht, weil eben dieses Gold oder die Reflexion dann ja quasi den Verkehr stört, Und obwohl wir das eigentlich in dem Bereich machen, da gibt es sehr, und es war ja auch, es hat ja ungefähr, ich glaube ich habe sechs Wochen an der Genehmigung gearbeitet, dass wir in der Maffadatestraße den Asphalt bemalen durften. Obwohl es ja auch nur eine flüssige Kreide war, die vom Regen am Ende wieder weggewaschen wurde, war es erstmal eine Diskussion, weil wir dann nachher, nachdem ich verschiedene Videos, wie die Farbe sich verhält, wie man die aufträgt, wie man die wieder mit der Gießkanne wegschrubben kann. Und danach haben wir die Genehmigung erhalten. Aber mit der Auflage, dass abends um 8 Uhr, wenn dieses Event zu Ende ist, wir das auch wieder abwaschen müssen. Da habe ich gesagt, das ist ja irgendwie die Super-Demotivation. Ich habe euch doch jetzt bewiesen, dass das Wasser oder Regen das wegwaschen wird. Ich kann auch nicht 70 Menschen motivieren, mit mir die ganze Straße anzumalen und dann am Ende sagt ihr uns, wir müssen das wieder wegschrubben. Das ist ja die totale Demotivation, das geht nicht. Wenn allerdings ihr sagt, okay, das darf noch so lange bleiben, bis es das nächste Mal regnet, dann ist es eben der Regen, der das dann wieder wegwäscht. Das ist eine komplett andere Geschichte. Und dann haben wir am Ende die Genehmigung bekommen, dass der Regen es wegwaschen darf. Der auch natürlich zuverlässig in Hachen am selben Abend auch noch kam.
Stephan
01:06:37
Ich kann mal sagen, das zählt.
Patricia
01:06:39
Aber es ist natürlich eine andere Geschichte. Ich habe irgendwann auch mal so eine Studie gelesen, wo die, glaube ich, Leute, was war das? Zwei Teams, die mussten mit Lego irgendwie was bauen und haben dafür Punkte bekommen. Und es war irgendwas mit Glücklichkeitsindex auch. Und die anderen, die mussten das bauen und wieder zerstören und haben dafür sogar mehr Punkte bekommen. Aber die Leute, die das nicht zerstören mussten, was die gebaut haben, waren halt viel glücklicher als die, die mehr Geld oder Punkte bekommen haben. Klar, weil das halt irgendwie voll demotivierend ist, was du selber aufgebaut hast, wieder abreißen zu müssen, weil es halt eben um Wertschätzung geht. Und ja, deswegen...
Stephan
01:07:20
Frustriere dich sowas im Job manchmal? Also im Job, aber jetzt so, ich sage jetzt im Job, aber in deiner kreativen Tätigkeit, dass du wirklich Zeit, vielleicht, ich habe jetzt ein bisschen rausgehört, auch mehr Zeit aufwenden musst?
Patricia
01:07:35
Eigentlich haben wir uns dann immer entschieden, die Sache mit Humor zu sehen und zu sehen, okay, wenn es so nicht geht, wie geht es denn dann? Und das als Challenge zu nehmen und zu sagen, ich finde jetzt einen Weg, wie wir das realisieren können. Es muss doch möglich sein. Wie kann es möglich sein? Und dabei hilft dann natürlich, wenn du nicht in einen motzigen Turnfall verfällst, wenn du mit der Stadtreinigungsabteilung irgendwie dich unterhältst, sondern halt versuchst zu erklären, hey, so und so. Und was kann ich euch liefern, damit ihr einen Haken drunter machen könnt? Weil du musst ja immer verstehen, aus welcher Perspektive die so handeln. Die handeln nicht so, weil die mich doof finden und nicht wollen, dass ich die Straße anmalen will. Die finden sogar schön, dass ich die Straße anmalen will. Die sagen nur, ich trage die Verantwortung dafür, dass das nachher wieder sauber ist. Also muss ich sicher gehen, dass ihr das nachher wieder sauber macht oder sowas. Dann sage ich, okay, dann mache ich dir ein Video, wo du klar drauf sehen kannst, dass das definitiv mit Wasser wieder abwaschbar ist. Und ich habe auch tatsächlich eine Versicherung abgeschlossen für dieses lange Wochenende, dass ich als Privatperson die Verkehrssicherheit der gesamten Mehrverdattestrasse übernommen habe. Sonst wäre es auch nicht möglich gewesen. Und da musst du halt immer erstmal jemanden finden, weil wer weiß, wer da nachts betrunken in die Antinusstraße in die Scheibe vom Last for Life reinfährt und dann sagt sein Anwalt, ja, das ist dem nur passiert, weil der abgelenkt wurde, weil die Straße bunt war. Ja, solche Sachen. Aber du musst halt immerhin verstehen, dass in der gesamten Verwaltung natürlich immer diese ganzen Rahmenbedingungen den Rahmen geben. Und dann musst du als Kreativer eine Möglichkeit finden oder entweder halt in die Vorleistung der Verantwortung zu gehen und darauf zu vertrauen. Oder es halt zu lassen. Aber ja, da hilft natürlich, wenn man den Mut hat und sagt, ja gut, wird schon schief gehen, ich nehme das jetzt auf meine Kappe.
Stephan
01:09:26
Ja, ein interessanter Aspekt, dass man den Mut haben muss, das so zu machen. Ja. Aber gleichzeitig auch sich in die, das fand ich gerade sehr, sehr, sehr wichtig, nämlich dieses so in die Verantwortung zu gehen, die Verantwortung des anderen auch anzuerkennen und zu sagen, hör mal, aber jetzt sag mal, was brauchst du denn von mir im Idealfall, damit wir das beide schnell und sauber und verantwortungsbewusst über die Bühne kriegen.
Patricia
01:09:52
Klar, genau. Und das hat halt was damit zu tun, dass eigentlich, und das kannst du wieder auf alle Bereiche im Leben übertragen, wenn du dir die Mühe machst, die Perspektive des Anderen zu verstehen, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, dass es nicht Kompromisse gibt oder Lösungen für alles. Aber so oft ist man so sehr in seinem gefangen oder eben dann, wie du jetzt auch fragst, das macht dich das nicht, manchmal frustriert dich das und so. Das ist ja eine persönliche Entscheidung und eben wir haben dann meistens das Gefühl, wir versuchen das mit Humor zu sehen und machen da Witze drüber und denken, okay, weiter. So, weil es sind ja auch immer irgendwie am Ende doch auch verrückte Storys.
Stephan
01:10:29
Und außerdem ist es irgendwie unsere Aufgabe, kreative Routen zu finden.
Patricia
01:10:33
Genau, genau. Also das ist ja dann ja auch eine Entscheidung bei der Berufswahl. Ja. Und das ist auch ja dieses Übersetzen.
Stephan
01:10:42
Ja, genau, auch dieses Übersetzen. Nicht jeder auf der Gegenseite muss auch unbedingt verstehen auf Anhieb, was man da eigentlich vorhat.
Patricia
01:10:50
Genau. Und deswegen muss ich eigentlich gute Worte finden, dem auch zu erklären, warum wir das wollen und warum mir so viel daran liegt. Und dann habe ich eigentlich immer die Erfahrung gemacht, dass ich so gut es in deren Rahmen dann ging, auch immer sehr gerne unterstützt wurde. Es hat halt immer was damit zu tun, wie du selber auftrittst und wie du auf solche Menschen zugehst. Und ja, dann sagst, hey, wie können wir gemeinsam eine Lösung finden?
Stephan
01:11:15
Ich würde es jetzt eigentlich als Schlusswort sogar so stehen lassen. Wenn wir nicht noch eine Lightning Round hätten, ich stelle dir jetzt 1 bis 50 Fragen, nein, Quatsch. Alles klar.
Patricia
01:11:26
Ich bin bereit.
Stephan
01:11:29
Welche, und ich glaube, einen haben wir schon kennengelernt, ein Tool, aber welche drei Tools oder auch Apps, egal, aber drei Sachen, die du auf jeden Fall auf eine Insel oder irgendwo hin oder jetzt nach Pakistan mitnehmen musst?
Patricia
01:11:46
Ja, das ist gut. Also auf jeden Fall würde ich genug Morgenseitenheft mitnehmen, zu schreiben. Ich würde wahrscheinlich wohl mein Lieblingsbuch, was sich schon fast auflöst, das heißt Die Stimme des Herzens und das ist auch ein Geschenk von meiner Mama, mitnehmen. Und ich würde wahrscheinlich wohl mein kleines genähtes Lavendelherz aus Stoff mitnehmen, das aus dem T-Shirt von meiner Mama ich genäht habe und auch mit mir in Pakistan war und eigentlich überall mit mir hinfährt. Also meine Mama ist verstorben in 2022 und danach haben meine Schwester und ich einige Lieblingsshirts behalten und aus denen habe ich kleine Herzen gefüllt mit Lavendel genäht und ja, das kleine Herz begleitet mich immer. Dieses Buch ist ein sehr, sehr wertvolles Buch, was mir immer hilft, wenn ich es aufschlage, kommt eigentlich immer genau die richtige Seite, die ich gerade brauche.
Stephan
01:12:47
Okay, sehr gut. Wie hältst du dich so generell über Sachen auf dem Laufenden, was so jetzt tatsächlich beruflich im weitesten Sinne angeht?
Patricia
01:12:59
Eigentlich am meisten, glaube ich, durch Gespräche mit meinen Netzwerk-Kollegen und Kolleginnen. Und ich sehe das eben ja auch nie als Konkurrenz, sondern eigentlich immer als Erweiterung, Kooperation. So haben wir das auch an Maastricht gelernt, dass jeder seinen komplett eigenen kreativen Fokus hat. Und ich habe auch immer den Anspruch, eine Idee selbst zu entwickeln. Ich würde nie mal auf die Idee kommen, irgendwas zu kopieren, was ein anderer Kreativer sich ausgibt. Das langweilt mich, das ist so. Also deswegen aus den Gesprächen mit meinen Kollegen, Kolleginnen, unserem Netzwerk Radio im Auto und Instagram auch oft oder halt eben diese Newsletter, die halt du von Xing, von LinkedIn kriegst. Und dann bin ich außerdem auch in sehr vielen Newslettern aus diesen ganzen Stadtgestaltungsthemen und Montagsstiftungen und so weiter. Also aus dem beruflichen Umfeld kommt viel rein und dann, je nachdem, ob mich Titel oder Bild davon ansprechen, gehe ich manchmal tiefer rein oder manchmal auch, ah nee, das nicht. Oder manchmal lege ich das in Ordnung und denke für später und dann passt es manchmal auch später oder halt auch nicht. Also man muss halt irgendwie selektieren lernen und ich bemühe mich nicht zu viel negative Nachrichten zu gucken, weil das zieht mich total runter. Und ich glaube ja wie gesagt daran, dass ich aus meinem Radius strahlen muss und deswegen glaube ich, dass ich da mit Einfluss auf unsere gesamte Welt habe, also jeder Einzelne mit Einfluss auf unser kollektives Unterbewusstsein und dass das eine Macht ist und ich deswegen mich nicht zu viel mit negativen Sachen umgeben sollte. Aber natürlich trotzdem mitkriege, was passiert in Israel und Gaza und so weiter. Also diese Sachen schon. Man muss sich informieren, aber eben in einem ausgewählten Rahmen.
Stephan
01:14:49
Ja, ich, auch da schon wieder Stichwort Boomer Bootcamp. Ich habe auch irgendwann festgestellt, dass mir der dritte Live-Ticker zu irgendwelchen Themen auch nicht weiterhilft. Und bin auch genau dazu übergegangen, eher so diese selektive Passiv-Rieselung, wie soll ich das sagen. Ich schaue es mir an, triggert mich irgendwie im Sinne von das Bild, die Headline, ja, gehe ich tiefer rein, lege ich mal ab, mache ich, glaube ich, mittlerweile so ähnlich. Habe ich eine ganze Zeit lang nicht gemacht, hat mein Stresslevel eher hochgehalten, nicht gut.
Patricia
01:15:20
Genau, weil du halt denkst, du musst auf all das irgendwie reagieren, du musst all das mitbekommen haben. Das bringt dich total weg von deinem eigenen Fokus. Und ja, ich, wie gesagt, glaube halt an den Flow und meistens taucht dann auch die Information, die ich gerade brauche, dadurch auf, dass ich mit jemandem dann darüber rede, was mich gerade beschäftigt und der sagt, hey, habe ich gerade das gehört, hier, zack, bumm. Also so, ja, so passieren ganz viele Dinge in meinem Leben.
Stephan
01:15:46
Du würdest auch sagen, dass ein ausgedehntes Netzwerk eigentlich hilfreich ist, dass man sagt, hey, sorry, ich weiß ganz genau, wen ich da jetzt für anfrischen muss, der mir vielleicht da was zu sagen kann.
Patricia
01:15:58
Das ist das absolut Hilfreichste. Also ja, unterstützende Menschen und ja, absolut. Und ich unterstütze auch immer sehr gerne und teile alle Informationen, die ich irgendwie habe, wenn mich jemand fragt. Und habe dann einfach immer nur die Erfahrung gemacht, dass dadurch so viel zu mir zurückkommt, dass es, ich weiß nicht, es gibt ja immer so die ein oder die andere Mentalität, dass Leute sagen, nein, das ist mein Wissen und das ist meine Stärke oder das muss ich für mich behalten. Daran glaube ich nicht. Ich glaube daran, wenn man das teilt, hat man so viel mehr, weil auch ganz viel zurückkommt.
Stephan
01:16:33
Daran schließt sich die nächste Frage an. Ganz kleines bisschen. Welches Feedback, was du bekommen hast, egal woher, hat dich am meisten geprägt?
Patricia
01:16:46
Geprägt? Also ich weiß, was mich am meisten bewegt und freut, ist in Pakistan zum Beispiel, weil als wir diese große Wandfläche bemalt haben und dann Menschen da langkommen und alle sagen, das ist so eine tolle Energie oder dass sie mir sagen, du hast so eine tolle Energie, das geht mir jetzt so viel besser, seit ich dich getroffen habe oder dieses, was wir ja Total Love nennen, dass ich eben versuche auch möglichst präsent zu sein und anwesend in einer Begegnung, dass ich das oft gespiegelt kriege und die sagen, du hast mich total inspiriert. Also das ist eigentlich, glaube ich, das Schönste, wenn mir jemand sagt, es hat mich total inspiriert, unser Gespräch hat mich inspiriert oder dein Projekt hat mich inspiriert. Ja, das ist glaube ich das, wofür ich am meisten dankbar bin.
Stephan
01:17:36
Das ist ein dauerhaft gutes Feedback. Ja, das ist nicht der eine singuläre Moment, ja. Letzte Frage.
Patricia
01:17:43
Ja.
Stephan
01:17:44
Denkst du in irgendeiner Weise, dass es was gibt, irgendwas, wo du jetzt sagen würdest, boah, ich glaube, in zehn Jahren wird unser oder mein Job anders sein. Jetzt nicht, weil sich meine Lebensumstände geändert haben, sondern weil sich die gewisse Herausforderung geändert hat oder Sachen geändert haben, die ich nicht unter Kontrolle haben kann.
Patricia
01:18:05
Bestimmt. Also ganz sicher. Ja, also was aber ja auch darauf basiert, dass mein Job noch nie so war wie vor zehn Jahren. Also mein Job verändert sich konstant, die ganze Zeit. Und früher, also als ich in Maastricht studiert habe, da hatten wir in der Bibliothek drei von diesen lustigen bunten iMac-Kugeln stehen. Das waren die Computer für alle. Und dann haben die uns gesagt. Also es wäre gut, ihr seid jetzt in eurem Diplomjahr. und wenn ihr eure Endausstellung habt, dann solltet ihr Visitenkarten haben und solltet euch auch eine E-Mail-Adresse anlegen. Da dachte ich so, dann muss ich jetzt auch noch immer jeden Tag nachgucken, ob da mir irgendwer geschrieben hat im Computer oder was. Das ist ja komisch. Und ich meine, jetzt kann ich halt kaum, also jetzt ist alles darüber. Alles ist so und das ist halt gut und schlecht, weil dadurch bist du halt immer so erreichbar, dass du dich selber abgrenzen musst. Das ist halt eine viel höhere Schnelligkeit, durch das alles bekommen. Und das wird sich wahrscheinlich noch, also wie sich ja schon im letzten Jahr so vieles verändert hat durch KI und natürlich unsere, gerade unsere Branche irgendwo auch Angst hat und sagt, werde ich als Illustrator noch gebraucht, werde ich irgendwie als Texter, als Dings. Ich habe irgendwie, keine Ahnung warum, keine Angst davor, weil ich das, also ich nutze es manchmal, wenn ich irgendwie was brauche. Es ist ja doch super schnell, wie man Informationen bekommt und dann, aber ich glaube einfach, dass wir, also es gibt ja einen Sinn dafür, dass wir als Menschen auf dieser Erde existieren. Da muss natürlich jeder auch für sich selber seinen Sinn herausfinden, aber ja. Also ich fühle mich einfach nicht bedroht. Ich weiß nicht warum. Ich habe das Gefühl, es ist eine Chance, uns zu nutzen. Und klar, es gibt auch immer Menschen oder Leute, die, weiß ich nicht, oder Konzerne, die sowas auch vielleicht gegen uns nutzen. Oder wenn man jetzt die Wahlen in den USA oder auch hier. Das kann schon alles sehr negativ benutzt werden, aber auch darauf möchte ich meinen Fokus nicht richten, weil ich glaube, meine Energie und meine Manifestations- und Visualisierungskraft ist meine meiste Power. Und wenn ich meine Energie in diesen negativen Gedankenruß stecke, dann erschaffe ich mehr negativen Bullshit für diese Welt. Das heißt, ich muss immer wieder zurückkommen und für mich versuchen, in meinem Radius positive Energie in diese Welt zu setzen. Das ist meine Verantwortung. Und ich weiß ja noch, ich kann jetzt Ängste haben, was in Zukunft mit KI passiert und ob die meinen Job wegnimmt oder irgendwas, aber es bringt mir in meiner jetzigen Situation keinen Vorteil. Also auch später nicht. Und wenn es so wird, dass diese Dinge auf mich zukommen, naja, dann muss ich damit so umgehen wie mit jeder anderen Herausforderung. Warum kann ich die Straße nicht anmalen? Was braucht ihr? Dann muss ich herausfinden, wo stehe ich jetzt und was kann ich jetzt in dieser Situation tun? Weil ich kann mich ja auch nicht jetzt darauf vorbereiten, was ich dann tun werde, weil ich nicht weiß, wie die Rahmenbedingungen dann aussehen. Und da, glaube ich, ist ja sehr dankbar, dass ich in einem Job arbeite, in dem ich eh schon seit Jahren und Jahren immer wieder gelernt habe, mich an Rahmenbedingungen anzupassen und diese auszuweiten und Grenzen zu überschreiten oder Lösungen zu finden, wie man diese Grenzen ausweiten kann.
Stephan
01:21:22
Flexibel zu bleiben.
Patricia
01:21:23
Genau. Nein, bedanke ich. nicht von deinen Ängsten einschüchtern zu lassen. Und trotzdem, so wie wir alle auch konditioniert wurden in unserem Bildungssystem und wie man zu sein hat und diese Frage, wann machst du denn nochmal was Richtiges, ist es auch kein Wunder, dass man so darin gefangen ist. Es ist halt ein Stück Arbeit, sich damit mit sich, mit seinen Ängsten, mit diesen ganzen Sachen auseinanderzusetzen, aber es ist die wertvollste Arbeit, kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Und da bin ich ja auch noch lange nicht am Ende. Das ist halt ein Prozess, der glaube ich, dann aufhört, wenn ich irgendwann die Augen für immer zu mache. Keine Ahnung.
Stephan
01:22:10
Besser können wir jetzt, glaube ich, kein Ende des Gesprächs finden. Das ist ein wirklich schönes Statement am Ende. Hast du noch was, bevor wir jetzt in die Verabschiedung gehen? Ins Outro sozusagen. Hast du noch irgendwas, was du unbedingt loswerden willst? Worauf du hinweisen willst? Was du als nächstes machst?
Patricia
01:22:25
Was ich als nächstes öffentlich mache? Mein großer Traum, mein großer Traum. Ich meine, du hast ja mitbekommen, dass ich meinen Motorradführerschein gemacht habe und war ja im Sommer auf Europa-Reise, beziehungsweise bis Marokko von Aachen bis Afrika gefahren. Yay! Und meine große Vision ist jetzt, ich hatte ja jetzt das Projekt, das hieß dann Colors of Love, dieses große Street Art Projekt, als Follow-up von Circles of Love. Und meine Vision ist, und ich hoffe, dass das in 2026 dann vielleicht stattfinden kann. Ich muss jetzt kommende Jahr will ich da meine Energie reinstecken, das vorzubereiten. Die Colors of Love Tour machen und möchte gerne von Deutschland bis Pakistan mit dem Motorrad fahren und ein Kunstprojekt realisieren in jedem Land, das ich durchquere. Das ist die Vision. Ich weiß, dass das eine große Challenge ist und dass ja auch jetzt nicht die europäischen Länder sind. Aber ich werde jetzt auf jeden Fall mal in diese Richtung meine Energie schicken.
Stephan
01:23:28
Wenn ich mir recht entsinne, hat das Fahr in Urlaub von den Ärzten doch auch mal gemacht. Oder macht das mit? Also wirklich so transkontinentale Motorradreisende. Gerade fällt mir wieder ein, dass ich das mal gelesen habe, dass der auch wirklich halt diese ganze Asientour halt mal gemacht hat und Steppentour und Wüstentour und so. Also es ist machbar, das wollte ich nur sagen.
Patricia
01:23:50
Ja, ja, haben schon Menschen gemacht, auf jeden Fall. Genau. Und die Frage ist halt, traue ich mir das zu, aber irgendwie ja. Und klar, das sind noch, also ich muss mich jetzt einfach damit auseinandersetzen und natürlich Kooperationspartner finden in jedem Land, weil wenn ich noch ein, Künstlerisches Projekt oder Workshop oder auch das ist ja immer partizipativ oder soll partizipativ sein, weil es geht ja auch um diesen kulturellen Austausch und eben darüber, unterwegs so zu berichten über meine echten Erfahrungen und auch unserer westlichen Welt hier, also meinen Freunden, meinem Netzwerk, eben diese Perspektive auf diese Länder näher zu bringen und eben nicht nur das, was die westlichen Medien so berichten. Genau, also es ist halt kultureller Austausch und es soll heißen, die Callers of Love Tour und ja, das ist die next big vision, falls du da noch fragst.
Stephan
01:24:46
Sehr gut. Dann können wir ja quasi nochmal Teil 2, 3, 4, 5 und 6 von dem Podcast machen. Genau, das ist richtig. Und kannst du live davon berichten. Das ist eigentlich super. Machen wir eine Serie draus. Aber das klingt wahnsinnig spannend und es hat mich super gefreut, dass du heute Zeit dafür gefunden hast. Wirklich.
Patricia
01:25:08
Mich auch, danke.
Stephan
01:25:10
Und wünsche dir einen schönen Resttag und eine schöne Restwoche. Und wir sehen uns sowieso spätestens an irgendeiner Straßenergie.
Patricia
01:25:17
Wir sehen uns dann gleich auf der Straße. Genau. Genau. Vielen Dank, Stephan.
Stephan
01:25:24
Danke dir. Ciao.
Patricia
01:25:25
Ciao.
Music
01:25:27